Der Bundesverband der Deutschen Entsorgungswirtschaft warnt vor einem Zusammenbruch der Getrenntsammlung von Altpapier. Da die Papierfabriken vertraglich vereinbarte Mengen nicht abnähmen, wüssten Entsorger nicht mehr, wohin mit dem Altpapier, heißt es in einem kurz vor Weihnachten versandten Brief des BDE an den Verband „Die Papierindustrie“.
Die Lagerkapazitäten der Entsorger seien erschöpft, so der Entsorgerverband weiter. Ob dies bei den Fabriken auch der Fall sei, könne nur die Papierindustrie beantworten. Eine Bereitschaft, ernsthaft über Lösungswege wie Abpressen und Zwischenlagern zu sprechen, habe man bis dato nicht wahrnehmen können, beklagte der BDE.
Aus Sicht des BDE drängt die Zeit. Denn die Situation sei teilweise derart dramatisch, dass einzelne Entsorger darüber nachdächten, das erfasste Altpapier in die Verbrennung zu geben. Dies könne aber nur die „allerletzte Antwort“ und nicht das Ziel der beiden Verbände sein, heißt es in dem Brief weiter.
Tatsächlich hatten einzelne Entsorger bereits im Dezember darüber berichtet, dass Altpapier auch in die Verbrennung gehe. Ob es dabei tatsächlich um relevante Mengen ging, blieb jedoch zunächst offen. Aus dem Verbrennungsmarkt wurde von „homöopathischen Mengen“ an schlechten Altpapierqualitäten berichtet, die bisher in Müllverbrennungsanlagen zum Einsatz kamen. Altpapier werde verbrannt, um das Sammelsystem aufrecht zu erhalten, erklärte ein Marktteilnehmer.
Um einen weiteren stofflichen Verwertungsengpass zu verhindern, sind die Verbände der Entsorgungswirtschaft und der Papierindustrie heute in einer Sondersitzung zusammengekommen und waren sich darin einig, dass eine Verbrennung von Altpapier keine ökologisch sinnvolle Option sein kann und von daher unbedingt verhindert werden muss. Die Verbände wollen deshalb an ihre Mitgliedsunternehmen appellieren, bilaterale Lösungen zwischen allen Beteiligten vor Ort zu entwickeln, um die stoffliche Verwertung in Zeiten volatiler Märkte erfolgreich sicher zu stellen.
