Baustoffrecycler in Bayern drängen auf Produktstatus für gütegesicherte RC-Baustoffe

„Da geht noch mehr!“ – Mit diesen Worten beschreibt Stefan Schmidmeyer, Verbandsgeschäftsführer von Baustoff Recycling Bayern, den aktuellen Stand beim Recycling von Bauabfällen in Bayern. Gerade einmal rund zehn Prozent des jährlichen Bedarfs an mineralischen Baustoffen in Höhe von etwa 150 Mio Tonnen decke der Freistaat bisher durch Sekundärbaustoffe. Schmidmeyer zufolge ließe sich dieser Anteil künftig auf 20 bis 25 Prozent steigern, wofür der Gesetzgeber allerdings jetzt die entsprechenden Weichen stellen müsse. Als dringendste Maßnahme fordert der Verband den Produktstatus für qualitativ hochwertige Sekundärbaustoffe.

In einem letzte Woche veröffentlichten Positionspapier spricht sich der bayerische Verband, der auch Mitglied beim bvse ist, für ein gesetzlich verankertes Abfallende für güteüberwachte und zertifizierte Sekundärbaustoffe aus. Sollte es auf Bundesebene nicht gelingen, bis zum Inkrafttreten der Ersatzbaustoffverordnung am 1. August 2023 geeignete Festlegungen hierfür zu formulieren, sei das bayerische Umweltministerium aufgefordert, entsprechende Regelungen in Bayern aufzustellen. „Damit wird die Grundlage dafür geschaffen, dass private, gewerbliche und öffentlich-rechtliche Bauherren mehr Sicherheit über klar definierte und gesicherte Gewährleistungs- und Haftungsansprüche erhalten und Sekundärbaustoffe als gleichwertigen und umweltschonenden Ersatz für Primärrohstoffe akzeptieren und verstärkt nachfragen“, so Schmidmeyer.

Außerdem müsse grundsätzlich gewährleistet werden, dass die einschlägigen öffentlich-rechtlichen Vorschriften für den Einsatz von Sekundärbaustoffen für alle verbindlich, einheitlich und umfassend gelten sowie deren Umsetzung regelmäßig und zuverlässig durch die Behörden überwacht werden, stellt der Verband in seinem Positionspapier klar. Den zuständigen Behörden müsse diese Überwachung ermöglicht und erleichtert werden – etwa durch die Verpflichtung zur Vorerkundung inklusive der Erstellung von Rückbau- und Entsorgungskonzepten, durch eine im Hinblick auf die Abfallentsorgung erforderliche Anzeige- und/oder Genehmigungspflicht für alle Abbruch- und Bauvorhaben sowie durch einklagbare Rechte Dritter bei Verstößen gegen die Vorgaben des Abfall- und Vergaberechts.

Auch sollte es nach den Vorstellungen des Verbands künftig für alle relevanten Anwendungsbereiche der Bauwirtschaft eine Prüfpflicht geben, ob Sekundärbaustoffe eingesetzt werden können. Ein Ausschluss oder Verzicht auf den Einsatz von Sekundärmaterialien müsse begründet werden. Bei Einsatz von Sekundärbaustoffen sollte eine Substitutionsquote dokumentiert und für alle Bauwerke und Bauprodukte als Information für Verbraucher, wie beispielsweise Bauherren, ausgewiesen werden.

Einfachere Genehmigungsverfahren und finanzielle Anreize für Aufbereitungsanlagen

Zudem fordert der Verband politische Vertreter und Behörden auf, Genehmigungsverfahren für den Auf- und Ausbau von Aufbereitungsanlagen zu vereinfachen und in der Öffentlichkeit zu unterstützen. Investitionszuschüsse für Unternehmen und finanzielle Anreize für Bauherren, beispielsweise in Abhängigkeit der Substitutionsquote, sollten zusätzlich dazu beitragen, das Baustoffrecycling zu fördern und die Nachfrage nach Sekundärbaustoffen zu steigern.

„Mit der gezielten Nachfrage und dem verstärkten Einsatz von Sekundärbaustoffen kann jeder Bauherr nicht nur seine Entsorgungs- und Baustoffkosten senken. Die Vermeidung langer Transportwege für Materialanlieferung und Entsorgung hilft dabei, CO2-Ausstoß und Verkehrsbelastung zu verringern und somit aktiv einen Beitrag für mehr Klima- und Umweltschutz zu leisten“, so Schmidmeyer.

Wie der Verband in seinem Positionspapier hervorhebt, gibt es überaus vielfältige Einsatzmöglichkeiten für güteüberwachte und zertifizierte Sekundärbaustoffe im Straßen- und Wegebau, im Erd- und Tiefbau im Hochbau sowie im Garten- und Landschaftsbau oder bei der Herstellung von Bauprodukten. Dabei dürfe die Verwendung von Sekundärbaustoffen im Hochbau nicht nur auf die Herstellung von Beton fokussiert werden. Auch als Rohstoff für die Produktion von Mauersteinen, Dämm- und Füllstoffen, RC-Gips und vielen anderen mehr könnten und müssten Sekundärbaustoffe an Bedeutung gewinnen.

Verband gegen Einschränkungen oder Verbote bei der Verfüllung

Der Verband warnt aber davor, den vermehrten Einsatz von Sekundärbaustoffen etwa durch Einschränkungen oder Verbote beim Primärrohstoffabbau, bei der Verfüllung oder der Deponierung erzwingen zu wollen. Dies sei weder sinnvoll noch zielführend. Auch könne der Gesamtbedarf an Baustoffen nicht allein durch Sekundärbaustoffe gedeckt werden. Die Verfüllung und Deponierung seien weiterhin für die Entsorgung nicht rezyklierbarer oder nicht verwertbarer Bau- und Abbruchabfälle sowie Bodenaushub bedeutsam und müssten in angemessenem Umfang vorgehalten werden.

Bisher ist die Verfüllung in Bayern der wichtigste Entsorgungsweg für mineralische Bauabfälle, weswegen sich der Freistaat in den Verhandlungen zur Mantelverordnung auch erfolgreich für eine diesbezügliche Länderöffnungsklausel in den ansonsten bundeseinheitlichen Regelungen eingesetzt hat. Laut einem Ende Februar vom Landesstatistikamt veröffentlichten Bericht zur Entsorgung von Bauabfällen in Bayern wurden in Bayern 2018 insgesamt 50 Mio Tonnen Bauabfälle entsorgt. Davon gingen 58 Prozent in Verfüllmaßnahmen von übertägigen Abbaustätten. Weitere zehn Prozent der Abfälle wurden bei Baumaßnahmen eingesetzt und verwertet. In Bauschuttrecyclinganlagen wurden etwa zehn Mio Tonnen und damit 20 Prozent der Gesamtmenge aufbereitet, die restlichen zwölf Prozent wurden in Deponien und anderen Entsorgungsanlagen beseitigt.

Wie BRBayern anmerkt, belegen diese Zahlen allerdings nur den Anlageninput, also die in den Asphaltmisch- und Bauschuttrecyclinganlagen angelieferten Mengen. Die tatsächlich wieder in neuen Asphalt verwendeten oder als Recyclingbaustoff in Gebäuden, beim Straßen- und Erdbau oder in Bauprodukten eingesetzten (Output-)Mengen seien noch wesentlich geringer, wie die täglich wachsenden Altasphalt- und Bauschuttberge in Bayern belegten. Beim Bodenaushub würden in Bayern bisher sogar nur etwas mehr als sechs Prozent aufbereitet oder auf Baustellen direkt verwertet.                                                                                o

- Anzeige -

Themen des Artikels
Kategorie des Artikels
- Anzeige -