Thüringen setzt sich für mehr Recycling beim Bauen ein

Thüringen will zum Innovationsstandort beim ressourcenschonenden und klimagerechten Bauen in Deutschland werden und dabei auch verstärkt Recyclingpotenziale heben. Geplant sei ein bundesweites Kompetenzzentrum für nachhaltiges Bauen, sagte Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) letzte Woche bei einem Besuch von Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) in Weimar. „Wir wünschen uns das als gemeinsames Projekt von Bund und Land“, sagte Tiefensee.

Das Thema nachhaltiges Bauen stehe in Deutschland derzeit noch am Anfang – „aber die Einsparpotenziale beispielsweise durch Recycling von Baumaterial und klimafreundliche Ersatzstoffe in der Bauwirtschaft sind enorm“, so Tiefensee. So verwies er auf Einschätzungen des Umweltbundesamtes, wonach rund ein Viertel des Bedarfs in der Betonherstellung durch recyceltes Baumaterial gedeckt werden könnte. Aktuell liege die Rückgewinnungsquote allerdings bei lediglich einem Prozent. „Recycling, Ersatzstoffe, aber auch alternative Herstellungs- und Bautechnologien können einen ganz wesentlichen Beitrag dazu leisten, klimaschädliche Emissionen schon bei der Errichtung von Gebäuden deutlich abzusenken“, betonte Tiefensee. „Diese Potentiale wollen wir künftig besser nutzen.“

Ein entsprechendes Konzept für das geplante Technikum liege beim Ministerium vor, sagte der wissenschaftliche Leiter der in Weimar ansässigen Materialforschungs- und Prüfanstalt (MFPA), Carsten Könke. Geywitz kündigte an, das Konzept „wohlwollend“ zu prüfen. Sie sehe einen Bedarf an mehr Bauforschung in Deutschland. Gemessen an der großen Bedeutung des Gebäudesektors für den Klimaschutz und für die Senkung des Kohlendioxid-Ausstoßes sei der Anteil der Bauforschung in Deutschland bislang „viel zu gering“, sagte die Bundesbauministerin. „Wir müssen dafür sorgen, dass Erkenntnisse aus den Laboren schnell auf die Baustellen kommen.“

Bauen gilt als energieintensiver Sektor, zugleich wächst die Bedeutung von klimagerechter Gebäudemodernisierung. In Thüringen forschen vier Institute und Einrichtungen in Weimar und Nordhausen in der „Allianz für ressourcenschonendes und klimafreundliches Bauen“ unter anderem zu neuen Baumaterialien, Ersatzstoffen für Gips, Holzbau und neuen Verfahren in der Betonherstellung.

Nach Angaben der Thüringer Allianz werden in Deutschland derzeit etwa in der Betonherstellung 72 Mio Tonnen des Bedarfs an Gesteinskörnungen für den Beton durch Recycling-Baustoffe gedeckt, das sind knapp 13 Prozent des Bedarfs. Allerdings ersetze selbst eine 100-prozentige Recyclingquote den Rohstoffbedarf nicht vollständig. (Eigener Bericht / dpa)

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