Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Günther befürwortet Drei-Länder-Gespräche zu Elbschlick

Im Konflikt um die Ablagerung des aus der Elbe gebaggerten Schlicks unterstützt Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) Gespräche mit Hamburg und Niedersachsen. „Die Herausforderung ist für Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein gleichermaßen bedeutsam, und es ist gut, dass die bilateral mit der Hansestadt geführten Gespräche nun gemeinsam mit Niedersachsen fortgeführt werden“, sagte Günther auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. „Dies wird noch in diesem Jahr auf fachlicher und politischer Ebene der Fall sein.“

Der Hamburger Hafen sei von überregionaler Bedeutung, sagte Günther. „Schleswig-Holstein steht deshalb auch weiterhin als Partner für konstruktive und vor allem nachhaltige Lösungen bereit.“ Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil hatte in einem Brief an Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (beide SPD) und Günther vorgeschlagen, zunächst untereinander zu einer „gemeinsamen nachhaltigen Lösung des Schlickproblems der Tideelbe zu kommen“.

Am Freitag war bekanntgeworden, dass Tschentscher sich beim Bund für einen nationalen Hafengipfel mit allen norddeutschen Ländern einsetzt. Zugleich hatte er den Bund wegen der Probleme bei der Ausbaggerung der Fahrrinne in der Elbe scharf kritisiert.

Die Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt hatte wegen der großen Schlickmengen entschieden, die schiffbare Wassertiefe der Elbe ab dem 1. Dezember um einen Meter zu verringern. Damit gibt es für große Schiffe nach Hamburg weniger Spielraum. Als Ursache sieht Tschentscher eine unzureichende personelle und technische Ausstattung der Wasserstraßenverwaltung sowie politische Widerstände gegen Hamburger Pläne, den Schlick auch nahe der Vogelschutzinsel Scharhörn im Nationalpark Wattenmeer abzulagern. Davor hatte unter anderem Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) zuletzt mehrfach gewarnt.

Fischer fordern Schlickentsorgung an Land oder auf hoher See

Die Küstenfischer in Schleswig-Holstein fordern unterdessen eine Verbringung des zur Fahrrinnenvertiefung aus der Elbe gebaggerten Schlicks an Land oder auf hohe See. Die Elbvertiefung und die Verklappung des Schlicks wirke sich seit Jahren auf die Wasserqualität in der Nordsee aus, teilte am Wochenende der Vorsitzende der Sparte Krabbenfischerei im Landesfischereiverband, Jan Möller, mit. „Im Gegensatz zu früher ist das Nordseewasser deutlich klarer.“ Was sich im ersten Moment positiv anhöre sei eine drastische Veränderung. „Durch die fehlende Trübung sind Krabben für ihre Fressfeinde Wittlinge deutlich leichter auszumachen.“

Die Krabbenfischer führen die verminderte Trübung auf eine Sandschicht zurück, die sich auf den Boden des Wattenmeeres vor den Küsten gelegt hat, so dass weniger Sediment im Wasser gelöst ist.

Die Vertiefung der Elbe habe zudem dazu geführt, dass die Flut im Tidebereich des Flusses kürzer wird und mit größerer Strömungsgeschwindigkeit komme als die Ebbe, die länger dauere und langsamer fließe, hieß es. Sand und Schlick wanderten dadurch nicht mehr vom Binnenland ins Meer, sondern umgekehrt stromauf vom Meer in Richtung Binnenland. Deshalb müsse immer mehr Sediment aus dem Hamburger Hafen rausgeschafft werden.

„An der Ems ist man aus diesem Grund dazu übergegangen, die Sedimente teilweise an Land zu verbringen und somit die Kreislaufbaggerei zu beenden“, sagte der Vorsitzende des Verbands der Deutschen Kutter- und Küstenfischer, Dirk Sander.

Die Küstenfischerei fordere deshalb mit Nachdruck, die Sedimente entweder an Land nachhaltig zu entsorgen beziehungsweise weiter zu verwenden oder sie so weit draußen auf See zu verbringen, dass sie nicht weiter die Fanggründe und Wattenbereiche belasten. Zudem erwarte man, in die Gespräche im Rahmen des nun von vielen Seiten geforderten nationalen Hafengipfels zur Lösung des Schlickproblems in der Elbe einbezogen zu werden. (dpa)

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