Schleswig-Holstein für runden Tisch zur Schlickentsorgung

Schleswig-Holstein setzt beim Schlickproblem im und um den Hamburger Hafen auf eine gemeinsame Lösung der Nordländer und des Bundes. „Es wäre gut, wenn Hamburg hierzu die Initiative ergreifen würde“, sagte Schleswig-Holsteins Umweltminister Tobias Goldschmidt (Grüne) dem „Hamburger Abendblatt“. Denn es seien langfristige Alternativen nötig. „Das bedeutet auch, dass wir die ökologischen Probleme, welche die Verbringer erzeugen können, nicht ausblenden dürfen.“ Die aktuellen Pläne Hamburgs, den ausgebaggerten Elbschlick vor der Vogelschutzinsel Scharhörn oder am Neuen Lüchtergrund zu verklappen, sieht Goldschmidt sehr kritisch.

Die Gemengelage sei so komplex und es seien so viele Akteure involviert, dass sich aus Sicht Schleswig-Holsteins nicht nur die Fach- und Vollzugsbehörden austauschen sollten, sagte der Minister. Es gehe um viel, betonte er mit Blick auf das Unesco-Weltnaturerbe Wattenmeer und den Welthafen Hamburg. „Schon deshalb müssen wir davon wegkommen, uns immer nur dann mit dem Thema zu beschäftigen, wenn wieder neue Zulassungen für die Verklappung von Baggergut anstehen.“

Aus seiner Sicht sollten Hamburg, Niedersachsen, der Bund und das Land Schleswig-Holstein sich regelmäßig absprechen und frühere Überlegungen neu bewerten. „Warum nicht zumindest Teile des Sediments stärker als bisher an Land nutzen – beispielsweise beim Bau von Deichen? Schleswig-Holstein wäre bereit, hier erste Projekte mit Hamburg zu starten“, sagte Goldschmidt.

Die den Gezeiten ausgesetzte Elbe muss in und um den Hamburger Hafen mit hohem Kostenaufwand regelmäßig ausgebaggert werden, damit die riesigen Containerfrachter einlaufen können. Schleswig-Holstein gestattet Hamburg deshalb bereits seit 2005, seinen Schlick an der Tonne E3 zwischen Helgoland und Scharhörn zu verklappen. „Auch in Zukunft werden wir uns hier konstruktiv zeigen“, sagte Goldschmidt. Und das, obwohl auch dieser Standort nicht unproblematisch sei.

„Wesentlich kritischer ist jedoch, dass Hamburg nun ohne formales Beteiligungs- oder Zulassungsverfahren unserer Landesregierung mit dem Neuen Lüchtergrund eine weitere Verbringstelle ansteuern will“, kritisierte der Minister. Und auch die Nutzung von Scharhörn könnte Realität werden. „Bei der Nutzung dieser Verbringstellen sind im Gegensatz zur Tonne E 3 erhebliche ökologische Auswirkungen auf den Nationalpark schleswig-holsteinisches Wattenmeer zu befürchten“, warnte Goldschmidt. Niedersachsen lehnt die Hamburger Pläne ebenfalls ab. Die neue Landesregierung erwägt eine Klage dagegen. (dpa / eigener Bericht)

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