Heidelberg will Pionier beim „Urban Mining“ werden

Die Stadt Heidelberg will zum Pionier der Kreislaufwirtschaft in der Stadtentwicklung und im Städtebau werden. Dazu will die Stadt ihren gesamten Gebäudebestand ökonomisch und ökologisch analysieren und in einem digitalen Materialkataster zusammenfassen lassen. Dieses Kataster soll fortan Auskunft darüber geben, welches Material in welcher Qualität und in welcher Menge verbaut wurde. Dieses Wissen könne dann genutzt werden, um Materialien aus Umbau- oder Abrissarbeiten verstärkt wiederzuverwerten.

Derzeit lande ein Großteil potenziell wiederverwendbarer Materialien wie Beton, Stahl, Holz oder Kunststoff auf Deponien oder als Füllmaterial im Straßenbau, obwohl sie für neue Bauvorhaben dringend benötigt und teuer bezahlt würden. „Den stiefmütterlichen Umgang mit den recyclingfähigen Schätzen in unseren Städten können wir uns angesichts der Klimakrise, des Rohstoffmangels und steigender Energie- und Entsorgungskosten sowie Baupreise aber nicht mehr leisten“, sagte Matthias Heinrich gestern auf dem Berliner Greentech-Festival bei der Vorstellung des Pilotprojekts „Circular-City-Heidelberg“.

Heinrich ist Urban-Mining-Spezialist beim Umweltberatungsinstitut EPEA, einer Tochter des Beratungsunternehmens Drees & Sommer. EPEA verantwortet die Konzeption des den Angaben zufolge europaweit einzigartigen Vorhabens, das zusätzlich noch vom Baustoffkonzern Heidelberg-Cement und der Material-Plattform Madaster begleitet wird.

Grundlage des Katasters ist der von EPEA entwickelte „Urban Mining Screener“. Dabei handelt es sich um ein Programm, das anhand von Gebäudedaten wie beispielsweise Bauort, Baujahr, Gebäudevolumen oder Gebäudetyp deren materielle Zusammensetzung auf Knopfdruck schätzen kann. Die Daten zu den verbauten Materialien und Bauteilen werden auf einer von Madaster bereitgestellten IT-Plattform zusammengeführt und automatisch ausgewertet.

Die Stadt Heidelberg will bis spätestens 2050 klimaneutral sein. Bei der Erreichung dieses Ziels soll dem „Circular-City“-Projekt nach Worten des Ersten Bürgermeisters Jürgen Odszuck eine „Schlüsselrolle“ zukommen. Ein besonders hohes CO2-Einsparpotenzial sehen die Projektpartner bei der Wiederverwertung von Beton. Mit einem neuartigen Verfahren will Heidelberg-Cement Abrissbeton zerkleinern, sortenrein in seine Bestandteile trennen und wieder in den Baukreislauf zurückführen. Darüber hinaus arbeite das Unternehmen an einem Verfahren, die anfallenden Feinanteile zu nutzen, um CO2 zu binden und damit den Ausstoß bei der Zementherstellung zu reduzieren.

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