EU-Staaten haben 2021 knapp die Hälfte ihres Siedlungsabfalls recycelt

In der EU wird immer mehr Siedlungsabfall recycelt. Seit Beginn der statistischen Erfassung durch Eurostat im Jahr 2000 ist die Recyclingquote stetig in jedem Jahr leicht gestiegen. Mit 49,6 Prozent lag sie im jüngsten Berichtsjahr 2021 über 22 Prozentpunkte höher als zu Beginn des Jahrtausends, wie aus aktuell veröffentlichten Daten der Statistikbehörde hervorgeht. Im Gegenzug nimmt der Deponierungsanteil immer weiter ab, während der Verbrennungsanteil seit zehn Jahren bei etwa einem Viertel stagniert.

In die Berechnung der Recyclingquote fließen zum einen das werkstoffliche Recycling, die Vorbereitung zur Wiederverwendung sowie die Kompostierung und Vergärung von Siedlungsabfällen ein. Die Verbrennung umfasst sowohl die Beseitigung (D10) als auch die energetische Verwertung (R1), wobei der Anteil der in D10-Anlagen behandelten Abfälle in den letzten Jahren auf ein Minimum geschrumpft ist.

71 Prozent Recyclingquote in Deutschland

Von allen EU-Staaten recycelt Deutschland laut Statistik am meisten Siedlungsabfälle. 47 Prozent bzw. 25,0 Mio Tonnen der in deutschen Haushalten und kleinen Unternehmen sowie öffentlichen Einrichtungen erzeugten Abfälle wurden 2021 werkstofflich recycelt. 700.000 Tonnen bzw. etwa ein Prozent wurden zur Wiederverwendung vorbereitet. Weitere 23 Prozent bzw. 12,5 Mio Tonnen der Siedlungsabfälle gingen in die Kompostierung bzw. anaerobe Vergärung, so dass sich in Summe eine übergreifende Recyclingquote von 71 Prozent errechnet.

Ebenfalls deutlich über dem EU-Durchschnitt liegt die Recyclingquote mit 62 Prozent in Österreich, dessen jüngste veröffentlichte Daten allerdings noch aus dem Jahr 2020 stammen. Auch Luxemburg, die Niederlande und Slowenien weisen vergleichsweise hohe Quoten zwischen 55 und 60 Prozent aus.

EU-Schlusslicht beim werkstofflichen Recycling von Siedlungsabfällen ist Bulgarien mit einer Quote von lediglich fünf Prozent im Jahr 2020. Dank eines ungewöhnlich hohen Mengenanteils von 60 Prozent, den Bulgarien laut Statistik in die Vorbereitung zur Wiederverwendung gegeben hat, kommt das Land in Summe aber auf eine Recyclingquote von 66 Prozent – Platz zwei hinter Deutschland. Der starke Anstieg der bulgarischen Recyclingquote gegenüber dem Jahr zuvor, als diese lediglich 35 Prozent betrug, lässt jedoch an der Belastbarkeit dieser Zahl zweifeln.

Die meisten anderen EU-Staaten haben für die im Eurostat-Datensatz neu ausgewiesene Abfallbewirtschaftungsmaßnahme „Vorbereitung zur Wiederverwendung“ gar keine Zahlen an die Statistikbehörde gemeldet oder ihr Anteil bewegt sich nur knapp über der Null-Prozent-Marke. Auf die Wiedergabe dieser Daten wurde in der nebenstehenden Tabelle daher verzichtet.

Rund ein Drittel der EU-Länder noch mit einem Deponierungsanteil von über 50 Prozent

Bei den meisten EU-Staaten korrespondiert eine niedrige Recyclingquote mit einem hohen Deponierungsanteil. Zwar ist der Anteil der deponierten Siedlungsabfälle seit dem Jahr 2000 EU-weit deutlich von seinerzeit 51 Prozent auf zuletzt 23 Prozent gesunken. In rund einem Drittel der EU-Länder liegt die Ablagerungsquote allerdings noch immer bei über der Hälfte. So gingen in Malta im Jahr 2021 noch 85 Prozent des Haushalts- und hausmüllähnlichen Gewerbemülls auf die Deponie. In Rumänien waren es 76 Prozent und in Griechenland (jüngste Daten aus 2019) noch 78 Prozent.

Skandinavische Länder mit weit überdurchschnittlichem Verbrennungsanteil

Nicht immer aber ist eine unterdurchschnittliche Recyclingquote mit einem überdurchschnittlichen Deponierungsanteil gleichzusetzen. Länder wie Dänemark, Finnland und Schweden haben 2021 zwar nur 34 bis 40 Prozent des Siedlungsabfalls einem werkstofflichen Recycling oder einer Kompostierung/Vergärung zugeführt. Die Ablagerungsquote bewegte sich aber dennoch jeweils unter einem Prozent. Das Delta entfällt hier auf den überproportional hohen Anteil an Abfällen, die energetisch verwertet wurden. Mit 60 bis 69 Prozent geben die drei Länder den größten Anteil ihres Siedlungsabfalls in Abfallverbrennungsanlagen, die die EU-Energieeffizienzformel für den R1-Status erfüllen.

Im EU-Durchschnitt wurden 2021 rund 26 Prozent der Siedlungsabfälle energetisch verwertet, was einem leichten Anstieg um 0,3 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr bedeutet. Im Langfristvergleich hat sich EU-Verbrennungsquote, die auch die nach dem D10-Beseitigungsverfahren verbrannten Abfälle berücksichtigt, im letzten Jahrzehnt kaum verändert. Seit 2011 schwankte der Verbrennungsanteil in der EU immer zwischen 25 und 27 Prozent.

EU-Siedlungsabfallaufkommen mit 237 Mio Tonnen so hoch wie noch nie

Wie aus den Eurostat-Daten weiter hervorgeht, hat das europäische Siedlungsabfallaufkommen zuletzt ein neues Rekordhoch erreicht. Insgesamt fielen in den 27 EU-Mitgliedstaaten 2021 rund 237 Mio Tonnen Haushaltsabfälle und hausmüllähnliche Gewerbeabfälle an. Das waren 3,6 Mio Tonnen mehr als im Vorjahr und knapp 10,5 Mio Tonnen mehr als 2019.

Damit ist das EU-Siedlungsabfallaufkommen seit Ausbruch der Corona-Pandemie sehr deutlich gestiegen. Bereits in den sechs Jahren zuvor hatte Eurostat ein stetiges Mengenwachstum verzeichnet.

Pro Kopf am meisten Siedlungsabfall fällt nach Angaben der Statistikbehörde in Österreich an. Hier sind es den jüngsten Daten zufolge 834 Kilogramm je Einwohner. Ebenfalls sehr hohe einwohnerspezifische Werte weisen Luxemburg (793 kg/Ew), Dänemark (786 kg/Ew) und Belgien (759 kg/EW) aus. Vergleichsweise sehr wenig Siedlungsmüll erzeugen die Menschen in Rumänien (302 kg/Ew), Polen (362 kg/Ew) und Estland (395 kg/Ew). In Deutschland lag das Pro-Kopf-Aufkommen im Jahr 2021 bei 646 Kilogramm und damit 116 Kilogramm über dem EU-Durchschnitt von 530 Kilogramm je Einwohner.

Aktualisierung 20.01.2023: Der von EUWID am 13. Januar veröffentlichte Artikel wurde geändert. Der dem Artikel zugrundeliegende Datensatz, der von Eurostat am 10. Januar auf seiner Website eingestellt wurde, war fehlerhaft und wurde von der Statistikbehörde nachträglich korrigiert. So beinhalteten die von Eurostat ausgewiesenen Recyclingquoten ursprünglich nur die werkstofflich recycelten sowie die in Kompostierungs- und Vergärungsanlagen behandelten Siedlungsabfälle in Relation zum Abfallaufkommen. Gemäß dem EU-Leitfaden für die Erstellung und Meldung von Daten über Siedlungsabfälle müssen in die Berechnung allerdings auch die zur Wiederverwendung vorbereiteten Mengen einbezogen werden. Die Formel für die Recyclingquote lautet somit: (Werkstoffliches Recycling + Kompostierung und Vergärung + Vorbereitung zur Wiederverwendung) / Erzeugter Abfall.

EUWID hat Text, Tabelle und Graphik entsprechend korrigiert und nun auch den vor wenigen Tagen veröffentlichten Datensatz Portugals für das jüngste Berichtsjahr 2021 mitberücksichtigt.

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