EU-Parlament stimmt für Vereinheitlichung von Ladekabeln

Das EU-Parlament hat der geplanten Vereinheitlichung von Ladekabeln für kleine und mittelgroße Geräte erwartungsgemäß zugestimmt. Das Plenum bestätigte den bereits Ende April vom Binnenmarktausschuss verabschiedeten Standpunkt gestern formell. Durch diesen Schritt können nun die Verhandlungen mit den Mitgliedstaaten im Rat über die endgültige Ausgestaltung der Regelungen in der Funkanlagenrichtlinie beginnen.

Die neuen Regeln sollen dafür sorgen, dass Verbraucher nicht mehr bei jedem Kauf eines neuen elektronischen Gerätes auch ein neues Ladegerät und Kabel benötigen, sondern ein einheitliches Ladekabel für alle kleinen und mittelgroßen Geräte verwenden können. Mobiltelefone, Tablets, Digitalkameras, Kopfhörer und Headsets, tragbare Videospielkonsolen und tragbare Lautsprecher, die über ein Kabel aufgeladen werden können, müssten dann künftig unabhängig vom Hersteller mit einem USB-C-Anschluss ausgestattet sein, teilte das Parlament weiter mit.

Ausnahmen sollen nur für Geräte gelten, die zu klein sind, um einen USB-C-Anschluss zu haben, wie Smartwatches, Gesundheits-Tracker und einige Sportgeräte. Nach Angaben des zuständigen Berichterstatters im Binnenmarktausschuss des Parlaments, Alex Agius Saliba, habe man den Anwendungsbereich gegenüber dem ursprünglichen Kommissionsentwurf zum Beispiel um Laptops erweitert.

Bisher nutzen die Gerätehersteller noch das veraltete Micro-USB sowie den jetzt von Parlament und Kommission präferierten USB-C-Anschluss, der auch von den meisten Konzernen bei neueren Ladegeräten verwendet wird. Lediglich Apple setzt bei seinen Smartphones und Tablets weiterhin auf den eigenen Ladeanschluss und steht deswegen auch schon länger in der Kritik.

Zusätzliche Informationen gefordert

Die Abgeordneten im EU-Parlament fordern außerdem klare Informationen und Kennzeichnungen auf neuen Geräten über die Lademöglichkeiten sowie darüber, ob ein Produkt ein Ladegerät bzw. Kabel enthält. Dies soll dazu beitragen, Verwirrung zu vermeiden und die Kaufentscheidung für Verbraucher zu erleichtern, die oft mehrere Geräte besitzen und nicht immer zusätzliche Ladegeräte benötigen.

Die Abgeordneten fordern die EU-Kommission zudem auf, bis Ende 2026 eine Strategie vorzulegen, die es ermöglicht, alle neuen Ladelösungen miteinander zu kombinieren, da kabelloses Laden immer häufiger genutzt wird. Dadurch sollen Abfälle verringert, die Verbraucherfreundlichkeit verbessert und Lock-in-Effekte durch proprietäre Ladelösungen sowie eine Fragmentierung des Marktes vermieden werden.

Effekt für die Abfallvermeidung sehr begrenzt

„Bei einer halben Milliarde Ladegeräte für tragbare Geräte, die jedes Jahr nach Europa geliefert werden und 11.000 bis 13.000 Tonnen Elektroschrott erzeugen, würde ein einheitliches Ladekabel für Mobiltelefone und andere kleine und mittelgroße elektronische Geräte allen zugutekommen“, betonte der sozialdemokratische Abgeordnete Agius Saliba.

Durch die Pläne zur Vereinheitlichung der Ladeanschlüsse soll die Menge an E-Schrott laut Schätzungen der EU-Kommission lediglich um knapp 1.000 Tonnen im Jahr reduziert sinken. Angesichts des Gesamtaufkommens an E-Schrott eine verschwindend geringe Menge. Laut neuesten Zahlen der EU-Statistikbehörde wurden im Jahr 2019 in den 27 EU-Mitgliedstaaten nämlich insgesamt rund 4,5 Mio Tonnen Altgeräte gesammelt.

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