Wasserstoff: ITAD fordert "technologieoffene und ideologiefreie Gesetzgebung"

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Ob Wasserstoff aus der Müllverbrennung auf künftige Kraftstoffquoten angerechnet werden kann, ist derzeit nicht sicher. Im Interview mit EUWID betonte ITAD-Geschäftsführer Carsten Spohn die Bedeutung der Wasserstofferzeugung für die MVA-Betreiber. Elektrolyseure an den Anlagenstandorten böten vielfältige positive Synergieeffekte, so Spohn.

"Einige unserer Mitgliedsunternehmen gehen bereits einen Schritt weiter und wollen Kohlendioxid aus dem Reingas ihrer Anlagen abscheiden", sagte Spohn. Wasserstoff werde hierbei benötigt, um aus dem Klimagas CO2 neue Produkte herzustellen, wie beispielsweise die geplante Methanolsynthese bei der ZASt in Zella-Mehlis zeige.

"Das Interesse ist riesig"

Viele Anlagenbetreiber beschäftigten sich derzeit mit Wasserstoff- und Folgeprojekten, so Spohn weiter. "Das Interesse in unserer Mitgliedschaft ist riesig."

Um so mehr Unverständnis gebe es hinsichtlich des derzeitigen Gesetzgebungsvorhabens zur Weiterentwicklung der Treibhausgasminderungsquote. Darin will die Bundesregierung nur erneuerbaren, strombasierten Wasserstoff nicht-biogenen Ursprungs anerkennen. Das wäre das Aus für die Wasserstoff-Elektrolyse an zahlreichen MVA-Standorten, bestätigte Spohn. "Sollte Wasserstoff aus Abfall nicht auf die Quote bei Kraftstoffen angerechnet werden, wird auf lange Sicht das Thema Wasserstoff ad Acta gelegt", sagte der ITAD-Geschäftsführer im EUWID-Interview.

Gesetzentwurf in den Bundestag eingebracht

In der vergangenen Woche hatte die Bundesregierung ihren Gesetzentwurf zur Weiterentwicklung der Treibhausgasminderungs-Quote in den Bundestag eingebracht. Die Bundesregierung verteidigte bisweilen in einer Gegenäußerung zur Stellungnahme des Bundesrates ihren Ansatz, sich auf erneuerbare, strombasierte Kraftstoffe nicht-biogenen Ursprungs zu fokussieren. Insbesondere die Verstromung biogener Abfälle und Biomasse zur Produktion von Wasserstoff sei energetisch und ökologisch weniger sinnvoll als der direkte Einsatz von Strom, argumentiert die Bundesregierung.

Spohn zufolge geht es hier aber um biogenen Abfall, "der ohnehin energetisch genutzt wird". Dieser sollte daher auch möglichst effizient auch für die Wasserstoffproduktion genutzt werden. "Wir fordern eine technologieoffene und ideologiefreie Ausgestaltung der Gesetzgebung, damit unsere Branche zum erfolgreichen Aufbau der Wasserstoffwirtschaft in Deutschland beitragen kann."

VKU: Zahlreiche Klimaschutz-Projekte bedroht

Auch dem Verband kommunaler Unternehmen (VKU) zufolge hätte der Entwurf der Bundesregierung Folgen für zahlreiche kommunale Klimaschutzprojekte, sollte er in der jetzigen Form Gesetz werden. Zehn Projekte zur Wasserstofferzeugung in kommunalen Entsorgungsanlagen listet der VKU in einer aktuellen Stellungnahme auf, die akut gefährdet wären, unter anderem das kürzlich an Linde Engineering vergebene Projekt bei der AGR.

"Die Beispiele machen anschaulich deutlich, dass in unserer Branche das Unverständnis über den Ausschluss von biogenem Wasserstoff bei der Treibhausgasminderungs-Quote groß ist, zahlreiche Projekte wären akut gefährdet", sagte der Geschäftsführer der Sparte Abfallwirtschaft und Stadtsauberkeit (VKS), Holger Thärichen. "Wir hoffen sehr, dass der Deutsche Bundestag hier noch korrigierend eingreift und die noch bestehenden Hindernisse für den Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft aus dem Weg räumt. Wir brauchen jedes Gramm Wasserstoff für den Klimaschutz, und natürlich auch denjenigen aus biogenen Quellen."

Am Mittwoch (21.04.2021) findet im Deutschen Bundestag von 9.00-11.00 Uhr eine öffentliche Anhörung zum Gesetzentwurf der Bundesregierung statt. Die Anhörung wird live im Internet übertragen.

Das Interview mit ITAD-Geschäftsführer Carsten Spohn sowie einen ausführlichen Artikel zum Gesetzgebungsvorhaben lesen Sie in Ausgabe 16/2021 von EUWID Recycling und Entsorgung. Für Kunden unseres Premium-Angebots steht die Ausgabe bereits als E-Paper zur Verfügung:

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