AGVU will verpflichtende Einsatzquoten für Kunststoffrezyklate in Verpackungen

Realistische Prognosen für erreichbare Mengen erforderlich

Die Arbeitsgemeinschaft Verpackung + Umwelt (AGVU) spricht sich für verpflichtende Kunststoff-Rezyklat-Einsatzquoten in Verpackungen aus. Dadurch könnten Kunststoffe besser genutzt und entscheidende Beiträge zur Ressourcenschonung geleistet werden. Die Einsatzquoten sollten in der europäischen Verpackungsrichtlinie zur Pflicht bei neuen Verpackungen werden, so die AGVU in einer Position zur anstehenden Novelle der EU-Richtlinie.„Sinn ergibt eine Einsatzvorgabe für Kunststoff-Rezyklate nur, wenn sie in Bezug zu dem tatsächlich hergestellten Rezyklat steht. Die Kopplung von Quote und Produktionsmenge kann einen echten Aufbruch in der Kreislaufwirtschaft in Gang setzen“, so der AGVU-Vorsitzende Carl Dominik Klepper. „Je mehr recycelt wird, desto mehr muss auch wieder eingesetzt werden.“

Die AGVU betont in einem aktuellen Positionspapier, dass Rezyklate definitionsgemäß ausschließlich Materialien einbeziehen sollten, die aus Abfällen nach ihrem Gebrauch hergestellt wurden – sogenannter „post consumer waste“. Abfälle aus Industrieprozessen seien keine Rezyklate, sondern sollten direkt im primären Produktionsprozess wieder eingesetzt werden. Zudem müsse ein System der Rückverfolgbarkeit für Kunststoff-Rezyklate die Herkunft nachvollziehbar machen und für Transparenz sorgen.

In der EU sei eine breite Investitionsförderung für das Recycling notwendig, denn die Recyclinginfrastruktur in den Mitgliedsstaaten ist sehr heterogen und in Teilen noch zu wenig leistungsfähig. Mit einem echten Investitionsaufbruch könne das im Entwurf der EU-Verpackungsrichtlinie genannte Ziel von 55 Prozent physischem Recyclingoutput, bezogen auf die Marktmenge an Kunststoffverpackungen, erreicht werden, ist die AGVU überzeugt. Die Recyclingfähigkeit von Verpackungen sollte darüber hinaus durch einheitliche Design-for-Recycling-Vorgaben gefördert werden. Die Vorgaben seien regelmäßig zu überprüfen und an die sich fortentwickelnde Recyclinginfrastruktur anzupassen.

Die Vorgaben für Rezyklat-Einsatzquoten müssten auf realistischen Prognosen für erreichbare Mengen an Recyclingmaterialen aus dem Post-Consumer-Bereich beruhen, warnt die AGVU. So müssten die Einsatzquoten geringer ausfallen, als vom Beratungsunternehmen Eunomia vorgeschlagen. Selbst wenn in der EU eine tatsächliche Outputmenge von 55 Prozent der auf den Markt gebrachten Kunststoffverpackungen erreicht würde, reichten diese Mengen nicht aus, um die genannten Mindesteinsatzvorgaben von mindestens 25 Prozent für kontaktsensitive bzw. 35 Prozent nicht-kontaktsensitive Verpackungen und Produkte bis 2030 zu erreichen.

Auch die Annahme, dass Rezyklate für den Einsatz in kontaktsensitiven Verpackungen bereits in wenigen Jahren im großen Umfang aus chemischem Recycling stammen werden, sei nicht realistisch. Die vorgeschlagenen Rezyklat-Einsatzquoten für nicht kontakt-sensitive Verpackungsarten sollten zudem weiter differenziert werden. Die Quotenvorgaben müssten auch deshalb erreichbar sein, um einem Ausweichen in schlecht recycelbare Verbunde im Verpackungsbereich entgegenzuwirken.

 

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