Ukrainekrieg sorgt am Entsorgungsmarkt für Klärschlamm für Turbulenzen

Landwirtschaftliche Klärschlammverwertung erlebt eine Renaissance

Der Krieg in der Ukraine hinterlässt am Entsorgungsmarkt für Klärschlamm seine Spuren. „In den letzten Monaten hat sich der Markt komplett gewandelt“, sagte ein Marktteilnehmer gegenüber EUWID. Während die Preise im Anlagenbau und Zusatzstoffe wie Ammoniak durch die Decke gehen, sind die Behandlungspreise für Klärschlamm in den vergangenen Wochen abgestürzt. „Aktuell würden wir keine neue Anlage bauen“, erklärte ein weiterer Akteur. „Es gibt derzeit keine auskömmlichen Preise. Kommunaler Klärschlamm ist aktuell kein Markt, in dem man Geld verdient.“

„Es herrscht derzeit 0,0 Druck im Markt“, sagte ein anderer Anlagenbetreiber und berichtete von intensivem Wettbewerb in öffentlichen Ausschreibungen, in dessen Folge die Preise deutlich gefallen sind. „Das ist ein bisschen besorgniserregend. Der eine oder andere wird das wohl nicht durchhalten“, so die Einschätzung eines Entsorgers. Es wird mit einer großen Übernahmewelle gerechnet, auch weil von den großen Marktteilnehmern derzeit noch nicht jeder gut aufgestellt ist.

Kapazitäten in der Mitverbrennung deutlich gestiegen

Für die derzeitige Marktlage sind mehrere Entwicklungen verantwortlich, unter der insbesondere die kostenintensive Monoverbrennung leidet. So führt beispielsweise der Kohleausstieg in Verbindung mit der Energiepreiskrise zu einer exzessiven Nutzung der noch laufenden, aber längst angezählten Kohleblöcke. „Die Kohlekraftwerke glühen. Die holen gerade noch mal alles raus aus ihren Anlagen.“ Angesichts der deutlich gestiegenen Strompreise insbesondere seit dem russischen Überfall auf die Ukraine ist dieses Verhalten unter marktwirtschaftlichen Gesichtspunkten nur allzu verständlich.

Für den Entsorgungsmarkt für Klärschlamm bedeutet das jedoch, dass damit auch die Mitverbrennungskapazitäten deutlich gestiegen sind. Denn oft orientiert sich die genehmigte Mitverbrennungsmenge an der Menge des Gesamtbrennstoffeintrags. Läuft eine Anlage unter Volllast durch, darf sie in der Folge auch mehr Sekundärbrennstoffe einsetzen, darunter eben auch Klärschlamm. Hinzu kommt, dass weitere Kohlekraftwerke neu in den Klärschlammmarkt eingestiegen sind, wodurch zusätzliche Mitverbrennungskapazitäten im sechsstelligen Tonnage-Bereich hinzugekommen sind.

Landwirtschaftliche Klärschlammverwertung erlebt Renessaince

Auch die landwirtschaftliche Klärschlammverwertung erlebt eine Renessaince. Hintergrund sind die wirtschaftlichen Sanktionen, die die EU in Folge des Angriffs auf die Ukraine gegen Russland verhängt hat. Vor dem Krieg hatte die EU etwa die Hälfte ihres Phosphorbedarfs mit Importen aus Russland gedeckt. Doch seit dem EU-Embargo darf kein Düngemittelhersteller mehr Phosphate aus der russischen Föderation beziehen. Die Phosphorpreise und damit auch die Preise für Düngemittel sind in der Folge in kurzer Zeit regelrecht explodiert, berichten Marktteilnehmer. „Landwirte müssen heute den drei- bis fünffachen Preis für Düngemittel bezahlen, deshalb setzen viele jetzt wieder Klärschlamm ein.“

Zusätzlich zu dieser Marktsituation setzen Kostensteigerungen im Anlagenbau die Monoverbrennung derzeit unter Druck....

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