Veolia meldet starkes Wachstum im Geschäftsjahr 2021

Der französische Umweltkonzern Veolia hat im vergangenen Jahr Umsatz und Ergebnisse deutlich gesteigert. Das Unternehmen meldete vergangene Woche in Paris einen Umsatzzuwachs von knapp zehn Prozent im Vergleich zu 2020 auf 28,5 Mrd €. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) verbesserte sich wechselkursbereinigt um 16 Prozent auf 3,2 Mrd € und lag damit noch über der angehobenen Prognose. Der Jahresüberschuss nach Minderheitsanteilen erreichte 404 Mio € und war damit mehr als viermal höher als der Vorjahreswert von rund 89 Mio €. Konzernchef Antoine Frérot bezeichnete 2021 in einer Analystenpräsentation als „das beste Jahr seit mehr als zehn Jahren“.

Die weltweiten Entsorgungsaktivitäten des Konzerns steigerten den Umsatz im vergangenen Jahr um 16 Prozent, von 9,6 Mrd € im Vorjahr auf 11,2 Mrd €. Zum Wachstum trugen vorrangig der Wiederanstieg der Abfallmengen sowie höhere Sekundärrohstoffpreise bei. Die Zuwachsraten lagen jeweils bei rund fünf Prozent. Eine Steigerung von drei Prozent führt Veolia auf höhere sonstige Preise und Geschäftserfolge zurück.

Umsatzplus von neun Prozent in Deutschland

In der Region Zentraleuropa, der Deutschland zugeordnet ist, gab es für die Entsorgungsaktivitäten einen organischen Umsatzzuwachs von 18 Prozent auf rund 1,3 Mrd €. Die höheren Sekundärrohstoffpreise leisteten den Angaben zufolge einen Beitrag von 168 Mio € zum Anstieg in Deutschland, wovon 126 Mio € auf Altpapier entfielen. Insgesamt erzielte der Konzern in Deutschland einen Jahresumsatz von rund zwei Mrd € bei einer Zuwachsrate von neun Prozent. Zum Aktivitätsspektrum zählen neben dem Entsorgungsgeschäft Leistungen in weiteren Bereichen, darunter Wasser, Energie, Gebäude- und Industrieservice.

Im Heimatmarkt Frankreich steigerte Veolia den Umsatz der Abfallsparte um 18 Prozent auf 2,9 Mrd €. In der Region Nordeuropa, die auch Großbritannien umfasst, stieg der Umsatz des Geschäftsbereiches wechselkursbereinigt und bei konstantem Konsolidierungskreis um zwölf Prozent auf 2,3 Mrd €.

Insgesamt erwirtschaftete Veolia der Analystenpräsentation zufolge weltweit einen Umsatzanteil von rund 7,5 Mrd € im Bereich ungefährliche Abfälle. Aus der Entsorgung gefährlicher und flüssiger Abfälle stammten rund 3,0 Mrd €, was einem Anteil von 27 Prozent entspricht. Dieses Segment habe von einer vollständigen Erholung und höheren Preisen in Europa und den USA sowie dem Anlaufen neuer Anlagen in Asien profitiert. Im vierten Quartal 2021 habe sich das Umsatzwachstum bei der Sonder- und Flüssigabfallentsorgung wechselkursbereinigt auf 25 Prozent beschleunigt, berichtete Veolia.

Zum Konzern-Ebitda von 4,2 Mrd € trug das Entsorgungsgeschäft im vergangenen Jahr einen Anteil von 41 Prozent bei. Dies entspricht 1,7 Mrd €. Nach Ländern oder Regionen aufgeschlüsselte Angaben über die Ergebnisse des Geschäftsbereichs wurden nicht veröffentlicht.

Positive Aussichten für 2022

„Veolia startet unter guten Bedingungen in das Jahr 2022, zu einem Zeitpunkt, an dem wir die Integration der Aktivitäten von Suez beginnen, die wir im Zuge des öffentlichen Übernahmeangebots erworben haben“, sagte Konzernchef Antoine Frérot bei der Bekanntgabe der Zahlen. „Rund zehn Mrd € Umsatz werden damit zu den 2021 erzielten 28 Mrd € hinzukommen, was einem Anstieg von mehr als 30 Prozent entspricht und vor allem unsere internationale Präsenz stärken und die Innovation beschleunigen wird.“

Dieses Wachstum werde zusammen mit den erwarteten Synergien dazu führen, dass der Konzernanteil am laufenden Nettogewinn im aktuellen Geschäftsjahr um mehr als 20 Prozent steigen werde, kündigte Frérot an. „Die Schaffung des unangefochtenen Weltmarktführers der ökologischen Transformation ist angelaufen und auf Kurs.“

Zu den Zielsetzungen Veolias für das laufende Jahr gehören ein „solider“ Umsatzanstieg und eine organische Zuwachsrate für das Ebitda zwischen vier und sechs Prozent. Der Konzernanteil am laufenden Nettoergebnis soll rund 1,1 Mrd € erreichen, nachdem er 2021 bei 896 Mio € lag. Alle Ziele basieren auf der Annahme konstanter Wechselkurse, einer Nichtausweitung des Konflikts über das Territorium der Ukraine hinaus und des Ausbleibens signifikanter Veränderungen der Energieversorgungskonditionen in Europa. In das laufende Ergebnis für 2021 ist auch eine Dividende von 122 Mio € eingeflossen, die Veolia für die bereits 2020 erworbene 29,9-Prozent-Beteiligung an Suez erhielt.

Gegenüber dem russischen Krieg in der Ukraine ist Veolia nach eigenen Angaben wenig exponiert. Die Aktivitäten in Russland und der Ukraine hätten nur einen geringen Umfang mit einem Jahresumsatz von 120 Mio € und einem Anteil von 130 Mio € bzw. weniger als 0,5 Prozent am eingesetzten Kapital.

Gegen die aktuellen Inflationsraten sieht sich der Konzern durch indexierte Verträge gut abgesichert. Die Dieselkosten bei der Abfallsammlung sind laut der Analystenpräsentation in die Preise integriert, in einigen Fällen allerdings mit einer Verzögerung. Der Preisanstieg für Sekundärrohstoffe wirke sich positiv aus. Die Einnahmen Veolias aus der Stromproduktion sind den Angaben zufolge größtenteils abgesichert. Auch CO2 und der Ankauf von Kohle und Erdgas seien im Allgemeinen abgesichert und in die Wärme- und Strompreise integriert.

Integration von Suez ist angelaufen

Veolia bezieht Suez den Angaben zufolge seit dem 18. Januar in die Konsolidierung ein, wobei am 31. Januar Teile des Wettbewerbers an ein Investorenkonsortium weiterverkauft wurden. Dieses „neue Suez“ besteht aus dem Großteil des Wasser- und Entsorgungsgeschäfts in Frankreich, das Veolia aus Wettbewerbsgründen nicht behalten konnte, und einem Teil der internationalen Wasseraktivitäten.

Die britischen Ableger von Suez werden von Veolia behalten. Der Konzern muss sie jedoch von der jetzt angelaufenen Integration ausklammern, weil die Genehmigung der britischen Wettbewerbsbehörde für die Übernahme noch aussteht. Diese wird für Juli erwartet und möglicherweise mit Auflagen verknüpft sein.

In allen anderen Bereichen will Veolia jetzt die operative und kommerzielle Integration der Suez-Aktivitäten und die Zusammenführung der IT-Systeme und internen Abläufe vorantreiben. Der Konzern verspricht sich Synergien in Höhe von 500 Mio € innerhalb von vier Jahren nach dem Zusammenschluss. Im laufenden Jahr werden auch die Vorbereitungen für den neuen strategischen Plan des Konzerns für den Zeitraum ab 2024 anlaufen.

Der kombinierte Umsatz von Veolia und den übernommenen Suez-Aktivitäten im Jahr 2021 summiert sich der Analystenpräsentation zufolge auf 38 Mrd € und liegt damit ein Drittel über dem alleinigen Umsatz von Veolia. Die Summe beinhaltet allerdings noch Beiträge von Unternehmensteilen, die aufgrund von Auflagen der Wettbewerbsbehörden in der EU und Australien verkauft werden mussten bzw. von denen sich Veolia noch trennen muss. Das kombinierte Ebitda in der Definition Veolias liegt einschließlich der Suez-Aktivitäten bei 5,9 Mrd € und damit 40 Prozent über den von Veolia allein erwirtschafteten 4,2 Mrd €.

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