Suez und Partner planen chemische Recyclinganlage für PET in Saint-Avold

Der französische Umweltkonzern Suez und das kanadische Unternehmen Loop Industries konkretisieren ihre Pläne für eine Anlage zum chemischen Recycling von PET-Abfällen. Gemeinsam mit dem südkoreanischen Chemieunternehmen SK Geo Centric gaben sie vergangene Woche bekannt, dass das neue Werk im Industriepark Chemesis in Saint-Avold in Lothringen errichtet werden soll. Der Beginn der Bauarbeiten sei für 2025 geplant, die Inbetriebnahme für 2027, teilten die drei Projektpartner mit.

Die Anlage soll eine Kapazität von 70.000 Tonnen pro Jahr haben und 200 Arbeitsplätze schaffen. Das Investitionsvolumen wird auf 450 Mio € geschätzt.

Das Werk werde dazu beitragen, die durch EU-Vorschriften geförderte wachsende Nachfrage nach Recycling-PET zu befriedigen. „Sie wird eine Lösung für die in Europa ansässigen Weltmarken bieten, die sich verpflichtet haben, ihre Nachhaltigkeitsziele zu erreichen und den Einsatz von Recyclingmaterial in ihren Verpackungen und Produkten steigern wollen“, so die Unternehmen.

Suez wird Rohmaterial für Depolymerisierungsverfahren bereitstellen

Die Anlage wird als erste in Europa das von Loop Industries entwickelte, auf den Namen „Infinite Loop“ getaufte Depolymerisierungsverfahren einsetzen. Dieses soll den Angaben zufolge bei niedriger Temperatur und ohne zusätzlichen Druck ablaufen und es ermöglichen, aus Kunststoffabfällen geringen Werts, die bislang deponiert oder verbrannt wurden, hochwertiges PET in Neuwarequalität mit „optimaler Reinheit“ zu gewinnen. Bei voller Auslastung werde die Anlage im Vergleich zur konventionellen Produktion von Primär-PET mehr als 255.000 Tonnen CO2 pro Jahr einsparen, teilten die Projektpartner mit.

Die Einsatzmaterialien für die Anlage sollen von Suez gesammelt, sortiert und vorbehandelt werden. Das Unternehmen wird sich dabei nach eigener Aussage auf seine Kenntnis des europäischen Kunststoffmarkts, seine Partnerschaften mit Industrieunternehmen und sein dichtes Netz an Aufbereitungsanlagen stützen. Konzernchefin Sabrina Soussan begrüßte die industrielle Partnerschaft mit Loop Industries und SKGC als „innovative Antwort auf die wachsenden Herausforderungen des Kunststoffrecyclings in Europa und der ganzen Welt“.

SK Geo Centric (SKGC) wird nach den Worten seines CEO Na Kyung-Soo seine Expertise in der petrochemischen Industrie in die strategische Kooperation einbringen. Daniel Solomita, der Gründer und Generaldirektor von Loop Industries, bezeichnete die Standortentscheidung als wichtige Etappe in der weltweiten Kommerzialisierung des Recyclingverfahrens seines Unternehmens.

Ostfrankreich will „Referenzregion für die Kreislaufwirtschaft“ werden

Die Entscheidung zugunsten des Standorts in Lothringen fiel den Angaben zufolge unter anderem aufgrund der zentralen Lage in Europa und der Infrastruktur des Chemieparks Chemesis, insbesondere in Hinblick auf die Wärmeversorgung und die logistische Anbindung an Straße und Bahn. In den nächsten Wochen soll das örtliche Anhörungsverfahren eingeleitet werden, um das Projekt der breiten Öffentlichkeit vorzustellen.

Der französische Industrieminister Roland Lescure begrüßte die Entscheidung der Projektpartner und hob hervor, dass die Anlage den Kunststoffkreislauf schließen und dabei dank des stark dekarbonisierten Strommixes in Frankreich die CO2-Emissionen reduzieren werde. „Das Vorhaben zeigt, wie die Industrie Lösungen für den ökologischen Wandel beitragen kann, weil es sowohl zur Entwicklung einer ressourcenschonenden Kreislaufwirtschaft als auch zur Sicherung der Kunststoffversorgung Frankreichs beiträgt“, sagte Lescure.

Für Franck Leroy, den Präsidenten des Regionalrats der Region Grand Est, ist die Standortentscheidung eine entscheidende Etappe in der ökologischen Umgestaltung der Chemieplattform Saint-Avold Carling. „Der Umweltschutz schafft Arbeitsplätze und re-industrialisiert unser Gebiet. Wir wollen die Referenzregion für die Kreislaufwirtschaft werden“, sagte Leroy. Salvatore Coscarella, der Präsident des Gemeindeverbunds Saint-Avold Synergie, wies außerdem darauf hin, dass die Anlage eine Industriebrache beleben und das vorhandene Netz an Zulieferbetrieben stärken werde.

Suez und Loop Industries hatten die Pläne für eine Recyclinganlage in Frankreich bereits 2020 bekannt gegeben. Damals hatten sie einen Betriebsstart 2023 angestrebt.

SK plant großen Recyclingcluster in Korea

SK Geo Centric verfolgt neben der Kooperation in Europa mehrere Projekte zur Verwertung von Kunststoffabfälle in Ulsan in Südkorea, die einen „Advanced Recycle Cluster“ bilden und in der zweiten Jahreshälfte 2025 in Betrieb gehen sollen. Zu ihnen gehört eine weitere Depolymerisierungsanlage von Loop Industries für PET-Abfälle, die auf eine Kapazität von 94.000 Tonnen ausgelegt werden soll.

Des Weiteren ist eine Pyrolyseanlage mit einer Kapazität von rund 60.000 Tonnen geplant, die Technik des britischen Anbieters Plastic Energy nutzt. Eine entsprechende Vorvereinbarung unterzeichneten die beiden Unternehmen im vergangenen November. SK beabsichtigt zusätzlich den Bau einer Nachbehandlungsanlage für Pyrolyseöl mit einer Kapazität von 100.000 Tonnen jährlich.

In einer weiteren Anlage sollen Abfälle aus Polypropylen mit dem lösemittelbasierten Verfahren des US-Anbieters Purecycle Technologies recycelt werden. Die Unternehmen gründeten dafür im Oktober 2022 ein 50/50 Joint Venture. Das gesamte Investitionsvolumen für den Recyclingcluster bezifferte SK im vergangenen November auf etwa 1,7 Billionen Won (ca. 1,2 Mrd €).

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