Suez kauft britisches Entsorgungsgeschäft von Veolia zurück

Der französische Konzern Suez kauft sein früheres Abfallgeschäft auf dem britischen Markt vom Konkurrenten Veolia zurück. Das teilten beide Unternehmen gestern Abend mit. Damit nimmt Suez sein Vorkaufsrecht für die Unternehmensteile wahr, die Veolia aufgrund einer Entscheidung der britischen Wettbewerbsbehörde CMA nach der Übernahme großer Teile des früheren Suez-Konzerns wieder verkaufen musste.

Veolia hatte Anfang August mit der australischen Investmentgesellschaft Macquarie die Übernahme der Aktivitäten zum Preis von zwei Mrd Pfund vereinbart – umgerechnet rund 2,3 Mrd €. Das entspricht laut Veolia immerhin dem 16,9-fachen des Ebitda der Geschäfte im letzten Jahr. Suez hatte nach der Bekanntgabe der Vereinbarung Interesse an einem Rückkauf der Aktivitäten signalisiert und Verhandlungen über die Finanzierung aufgenommen.

Das neue Suez ist nun bereit, diesen hohen Preis zu bezahlen, um seine Aktivitäten außerhalb Frankreichs wieder auszubauen. Durch diese Transaktion wolle man nicht nur die Geschäfte im Abfallbereich stärken, sondern auch die internationalen Aktivitäten erweitern, erklärte der Konzern. Neben den Gewerkschaften hätten auch alle Aktionäre dem Kauf zugestimmt. „Diese Übernahme unterstreicht einmal mehr das Vertrauen, das unsere Aktionäre in unser Unternehmen setzen: Unser Konzern verfügt über das für seine Entwicklung erforderliche Kapital und die notwendigen Ressourcen, um an der Seite seiner Kunden zu investieren“, erklärte Suez-Chefin Sabrina Soussan.

Bei der ehemaligen britischen Tochter handele es sich um das drittgrößte Abfallrecycling- und -verwertungsunternehmen in Großbritannien, so Suez. Das Unternehmen verfüge über ein Portfolio von mehr als 25.000 industriellen und kommunalen Kunden, beschäftige rund 6.000 Mitarbeiter und erwirtschafte einen Umsatz von mehr als 900 Mio Pfund im Jahr. Außerdem sei Suez R&R UK in einer „einzigartigen Position bei der Entwicklung neuer Abfallbehandlungsaktivitäten im Einklang mit den jüngsten nationalen gesetzlichen Entwicklungen“.

Suez im neuen Zuschnitt umfasste bislang das Entsorgungs- und Wassergeschäft im Heimatmarkt Frankreich sowie Wasseraktivitäten in mehreren weiteren Ländern, außerdem digitale Aktivitäten und im Aufbau befindliche neuen Geschäftsfelder weltweit. Der Jahresumsatz wurde auf etwa sieben Mrd € beziffert.

Veolia werde den Erlös aus dieser und weiteren kartellrechtlich erzwungenen Veräußerungen von ingesamt etwa 3,4 Mrd € nutzen, um seine Verschuldung zu reduzieren und das Wachstum in Märkten mit hoher Wertschöpfung zu finanzieren, betonte Veolia-Chefin Estelle Brachlianoff. „Das Vereinigte Königreich wird eine wichtige Region für Veolia bleiben, in der wir weiterhin nachhaltige und wettbewerbsfähige Lösungen für die ökologische Transformation als führender Akteur auf dem lokalen Abfallentsorgungsmarkt mit einem Umsatz von zwei Mrd € umsetzen werden.“

Die unterzeichnete Verkaufsoption mit Veolia sei unwiderruflich, erklärte Suez. Die Transaktion stehe aber noch unter Vorbehalt der kartellrechtlichen Zustimmung. Veolia-CEO Brachlianoff ist aber überzeugt, dass der Verkauf den wichtigsten Bedenken der britischen Wettbewerbsbehörde Rechnung trägt.

Veolia hatte ursprünglich die britischen und auch die australischen Entsorgungsaktivitäten von Suez als von strategischem Interesse gewertet. In beiden Ländern standen jedoch wettbewerbsrechtliche Bedenken einer vollständigen Übernahme entgegen, wobei der Konzern in Australien einen Teil des Suez-Entsorgungsgeschäfts behalten konnte. Zwei Standorte des Konkurrenten und einen eigenen Standort veräußerte Veolia an Remondis, eine Beteiligung am Entsorger Integrated Waste Services in Adelaide verkaufte der Konzern an First Sentier Investors.

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