Schweiz: Abfälle aus AKW-Rückbau sollen an deutscher Grenze lagern

Die Schweiz hat sich für ein Atomendlager nahe der baden-württembergischen Grenze entschieden. Nach 50 Jahre langer Suche soll das Endlager nun in der Region Nördlich Lägern, nur ein paar Kilometer entfernt von der badischen Grenzgemeinde Hohentengen, entstehen. Das gab das Schweizer Bundesamt für Energie (BFE) vergangene Woche bekannt.

Schätzungen der Nationalen Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle (Nagra) zufolge fallen rund 9.300 Kubikmeter hochradioaktive Abfälle sowie etwa 56.000 Kubikmeter schwach- und mittelradioaktiver Abfälle, von denen rund die Hälfte beim Rückbau von Kernkraftwerken entstanden sind oder entstehen werden, an. Dazu kommen rund 16.000 Kubikmeter, die im Bereich Medizin, Industrie und Forschung anfallen, ergänzte die Nagra.

Zurzeit sind die in der Schweiz angefallenen radioaktiv belasteten Abfälle in Zwischenlagern untergebracht. Die dort aufbewahrten Abfälle haben momentan noch ein wesentlich geringeres Volumen als bei der Verbringung in das Endlager. Dafür müssen die Abfälle noch zusätzlich verpackt werden, erklärte die Nagra in einem im September 2019 veröffentlichten Informationspapier. In den Lagerhallen der Zwilag Zwischenlager Würenlingen AG befanden sich zum Stand 2021 bereits fast 3.000 Kubikmeter radioaktive Abfälle, berichtete die Genossenschaft.

Bundesumweltministerium schließt
Mitbenutzung des Schweizer Endlagers aus

In Deutschland rief die Nachricht nach einem Endlager an der deutschen Grenze vermehrt Unmut hervor. In der Bundesrepublik ist die Suche nach einem Atommüllendlager noch nicht abgeschlossen. Ein Sprecher des Bundesumweltministeriums (BMUV) schloss auf Anfrage der Deutschen-Presse-Agentur (dpa) ein gemeinsames Endlager mit der Schweiz aus. „Deutschland hat sich entschieden, für seinen Atommüll ein eigenes Endlager zu konstruieren und nicht mit europäischen Partnern zusammen. Wir sind für unseren Müll verantwortlich“, so der Sprecher.

Die baden-württembergische Umweltministerin Thekla Walker schloss allerdings ein deutsches Atommüllendlager an der Schweizer Grenze gegenüber dem Radiosender Bayern 2 nicht aus. Außerdem äußerte Walker den Wunsch, bei der Frage zum Schweizer Endlager mitreden zu dürfen, da durch die unmittelbare Nähe zur deutschen Grenze auch Bundesbürger von der Thematik betroffen seien. Atommülltransporte, Konzepte für den Notfall oder Fragen zu Standorten, an denen Brennelemente verpackt würden: All diese Fragen müssten noch beantwortet werden, so Walker.

In der Schweiz gibt es insgesamt vier Kernkraftwerke. Die Atomkraftwerke Beznau und Leibstadt befinden sich unweit der deutschen Grenze und dem geplanten Endlager. Der Betrieb des Kernkraftwerks Mühleberg bei Bern wurde nach Angaben des Eidgenössischen Nuklearsicherheitsinspektorats 2019 eingestellt.


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