Sammelmengen von Altgeräten und Gerätebatterien stagnieren in Österreich

Steigende Menge an Neugeräten lässt Sammelquote zurückgehen

In Österreich wurden im vergangenen Jahr insgesamt rund 138.500 Tonnen alter Elektro- und Elektronikgeräte erfasst. Das war zwar knapp ein Prozent weniger als im Jahr zuvor. Mit einer nahezu unveränderten Pro-Kopf-Sammelmenge von 15,3 Kilogramm Altgeräten aus Privathaushalten steht die Alpenrepublik im europaweiten Vergleich der E-Schrottsammlung allerdings weiterhin sehr gut da. Das geht aus den aktuell von der Elektroaltgeräte Koordinierungsstelle Austria (EAK) vorgestellten Zahlen hervor.

Die Sammelquote für Altgeräte ging in Österreich im letzten Jahr allerdings spürbar zurück. Mit einer Quote von 56,5 Prozent nimmt das Land zwar weiterhin einen Spitzenplatz in der EU ein. In den beiden Vorjahren war Österreich aber mit jeweils 62 Prozent nur knapp an der europäischen Mindestvorgabe von 65 Prozent gescheitert. Ursache für den Rückgang bei der Quote ist die auch in Österreich wachsende Menge neu verkaufter Geräte. Dieser Trend setzte sich auch im letzten Jahr fort. So wurden laut EAK mit über 300.000 Tonnen etwa 15 Prozent mehr Neugeräte verkauft als noch 2020. Da die durchschnittliche Verkaufsmenge der letzten drei Jahre jeweils die Basis für die Quotenberechnung darstellt, erhöht sich automatisch auch die Sammelmenge, die notwendig ist, um die Mindestvorgabe der EU bei der Sammelquote zu erfüllen.

Im Rahmen der Vorstellung der aktuellen Zahlen für das vergangene Jahr wurde am Berechnungsverfahren zur E-Schrottsammelquote deutliche Kritik geäußert. Das gegenwärtige Berechnungsmodell bilde nicht mehr die Realität ab und mache die Erfüllung der vorgegebenen Quoten unmöglich, heißt es im Statement von EAK-Aufsichtsratschef Robert Pfarrwaller. Um von den Mitgliedstaaten nicht Unmögliches und Sinnwidriges zu verlangen, sollte das Verfahren schnellstmöglich geändert werden.

Wärmepumpen und Photovoltaikmodule ziehen Sammelquote nach unten

Pfarrwaller verweist in diesem Zusammenhang auf Wärmepumpen und Photovoltaik-Anlagen, die einen beträchtlichen Teil der neu verkauften Geräte ausmachen. Die durchschnittliche Nutzungsdauer sei bei diesen Geräten mit zehn bis 15 Jahren aber deutlich länger als der von der EU für die Sammelquotenberechnung veranschlagte Zeitraum von drei Jahren. Laut EAK hätte die Sammelquote für Österreich im vergangenen Jahr immerhin bei 59 Prozent gelegen, wenn man die Photovoltaikmodule herausgerechnet hätte.

Mit nur etwas über 41 Prozent fällt die Sammelquote bei den Kühlgeräten am niedrigsten aus. Während die Quote für Großgeräte im letzten Jahr in Österreich um fast neun Prozentpunkte auf rund 53 Prozent fiel, blieb die Sammelquote bei den Kleingeräten mit etwa 68 Prozent nahezu konstant. Am stärksten ging der Wert aber bei den Bildschirmgeräten zurück. Hier weist die EAK für 2021 einen Wert von 58 Prozent aus – ein Jahr zuvor waren es noch zwölf Prozentpunkte mehr. Ursächlich hierfür dürfte ähnlich wie in Deutschland der wachsende Anteil der im Vergleich zu Röhrengeräten deutlich leichteren Flachbildschirme im Altgerätestrom sein.

Reparaturbonus bisher „voller Erfolg“

Außerdem weist der EAK-Aufsichtsratsvorsitzende Pfarrwaller auf die durch den Reparaturbonus wachsende Zahl an Gerätereparaturen hin. In Österreich werden seit April 50 Prozent der Reparaturkosten bis zu einer Höhe von 200 € staatlich subventioniert. Für den Reparaturbonus stehen bis März 2026 insgesamt 130 Mio € aus dem EU-Wiederaufbaufonds zur Verfügung, mit dem die Wirtschaft nach der Corona-Krise gestärkt werden soll. Christian Holzer, Sektionschef für Abfallwirtschaft im österreichischen Klimaschutzministerium, zog ein erstes positives Fazit zu dem Förderprogramm. „Die ersten Monate dieses Projektes zeigen, dass uns die Haushalte praktisch die Tür einrennen, der Reparaturbonus ist ein voller Erfolg“, heißt es im Statement von Holzer anlässlich der Präsentation der aktuellen EAK-Zahlen.

Aus Sicht des Ministeriumsvertreters bedarf es dennoch weiterer Anstrengungen, insbesondere bei der Information der Bevölkerung, um sich der Mindestsammelquote in den nächsten Jahren weiter anzunähern oder diese sogar zu überschreiten. Für EAK-Aufsichtsratschef Pfarrwaller müsse dabei vor allem das Bewusstsein für die negativen Folgen des illegalen Altgeräteexports ins Ausland geschärft werden. Mit der nach dem Abfallwirtschaftsgesetz verbotenen Weitergabe ausgedienter, defekter Elektrogeräte an illegale Sammler gingen der österreichischen Abfallwirtschaft grob geschätzt mehr als zehn Prozent der Sammelmasse verloren, macht er deutlich.

EAK-Geschäftsführerin Elisabeth Giehser sieht angesichts der im Restmüll entsorgten Kleingerätemengen ebenfalls noch Potenzial bei der Aufklärung der Bürger. Sie verweist dabei auf die letzte Restmüllanalyse für Österreich, laut der jährlich über 11.000 Tonnen ausgediente Kleingeräte im Restmüll landen. Zudem würden laut einer Studie des Instituts für Abfallwirtschaft der Universität für Bodenkultur Wien in jedem österreichischen Haushalt mehr als acht ungenutzte Klein- und Bildschirmgeräte gehortet. „Diese Millionen an alten Geräten müssen wir daher durch verstärkte Informationsmaßnahmen aus den Laden herausholen und der Kreislaufwirtschaft zuführen“, so Giehser.

Erfreut zeigte sich die EAK-Geschäftsführerin aber über die Mengensteigerung bei den Kleingeräten um rund fünf Prozent auf 44.600 Tonnen. Bei den Kühlgeräten stieg die Sammelmenge um drei Prozent auf 15.900 Tonnen. Die Steigerungen in diesen beiden Gerätekategorien konnten den Rückgang bei den Großgeräten sowie den Bildschirmen aber nur bedingt kompensieren. Für Großgeräte weist die EAK ein Minus von vier Prozent auf 68.500 Tonnen aus. Bei den Bildschirmgeräten ging die Sammelmenge in Österreich im letzten Jahr sogar um fast zwölf Prozent auf 8.600 Tonnen zurück.

Altgerätesammelmengen in Voralberg am höchsten, in Wien am niedrigsten

Die im EAK-Jahresbericht ausgewiesene Gesamtsammelmenge von 138.500 Tonnen E-Schrott enthält auch die vom Umweltbundesamt geschätzten 37.400 Tonnen an Altgeräten, die nicht über die getrennte Elektroaltgerätesammlung, sondern unter anderem über den normalen Haushaltsschrott der Kommunen entsorgt werden. Darauf wies Anton Kasser, Präsident der Arge Österreichischer Abfallwirtschaftsverbände bei der Vorstellung der Zahlen hin. Berücksichtigt man außerdem noch die knapp 2.300 Tonnen gewerblicher Altgeräte ergibt sich für die Getrenntsammlung aus privaten Haushalten eine gegenüber dem Vorjahr nahezu unveränderte Menge von 98.800 Tonnen. Das entspricht einem Wert von 11,1 Kilogramm pro Kopf.

Laut Kasser wurden 85 Prozent der gesammelten Menge über die kommunalen Altstoffsammelzentren, Recyclinghöfe oder Mistplätze der Verbände, Städte und Gemeinden erfasst. Die restlichen 15 Prozent wurden über den Handel oder direkte Abgabestellen von Herstellern gesammelt. Die Mengen schwankten dabei stark zwischen den Bundesländern. So wurden in Vorarlberg im letzten Jahr durchschnittlich 18,4 Kilogramm E-Schrott pro Einwohner erfasst. In Wien lag der Wert hingegen nur bei 6,7 Kilogramm.

Nach Aussage von Ministeriumsvertreter Holzer verfügt Österreich durch die Kooperation von Gemeinden, Abfallwirtschaftsverbänden und dem Handel „über das dichteste Sammelnetz Europas“ für Elektroaltgeräte und Altbatterien. In der Alpenrepublik gebe es rund 2.000 kommunale und mehrere tausend gewerbliche Rückgabestellen.

Mindestsammelquote bei Gerätebatterien knapp erreicht

Anders als beim E-Schrott konnte Österreich bei der Sammlung von Gerätealtbatterien die Mindestvorgabe der EU im letzten Jahr mit einer Quote von 45,5 Prozent knapp erfüllen. Allerdings ging die Quote im Vergleich zu 2020 um fast drei Prozentpunkte zurück. Als Grund dafür führt die EAK auch hier die Berechnungsmethode der Quote an, welche bei den Gerätebatterien die durchschnittliche Verkaufsmenge neuer Batterien aus dem jeweils laufenden Jahr sowie den beiden Vorjahren heranzieht. So entfielen auf Lithium-Akkus im letzten Jahr bereits 45 Prozent der insgesamt verkauften Gerätebatterien. Diese Batterien würden mit einer Lebensdauer von fünf bis sieben Jahren aber deutlich länger als die veranschlagten drei Jahre genutzt. Der Anteil von Lithium-Akkus in der Sammelmenge von Gerätebatterien lag daher im letzten Jahr auch nur bei neun Prozent – allerdings mit steigender Tendenz.

Insgesamt wurden im vergangenen Jahr in Österreich etwas weniger als 2.800 Tonnen Gerätebatterien erfasst. Das entspricht einem Minus von zwei Prozent gegenüber 2020. Bei Fahrzeugbatterien weist die EAK hingegen ein Plus von 14 Prozent auf fast 16.900 Tonnen aus. Um sogar mehr als ein Viertel auf über 300 Tonnen ist die Menge erfasster Industriebatterien gestiegen. Sowohl für Fahrzeug- als auch für Industriebatterien berichtet die EAK für das vergangene Jahr von weiter deutlich gestiegenen Inverkehrbringungsmengen.

Der Jahresbericht der EAK enthält darüber hinaus auch Angaben zu den in Österreich tätigen Rücknahmesystemen. So waren auch im vergangenen Jahr jeweils fünf Sammel- und Verwertungssysteme in den Bereichen Geräte und Batterien tätig. Bei den Elektro- und Elektronikgeräten konnte das von der Elektro Recycling Austria GmbH (ERA) betriebene System seinen Kundenstamm 2021 auf fast 1.800 weiter ausbauen. Dahinter folgen weiter die beiden UFH-Systeme für Altgeräte und Altlampen mit zusammen etwas mehr als 800 Kunden. Interzero steigerte die Kundenzahl auf knapp 450 und ERP bediente nahezu unverändert fast 200 Kunden.

Auch im Batteriebereich betreibt die ERA das größte System, die Zahl der Kunden sank allerdings leicht auf unter 800. Die beiden UFH-Systeme kamen zusammen genau wie Interzero auf etwas mehr als 250 Kunden. Bei ERP lag die Zahl ebenfalls nahezu unverändert bei etwas mehr als 100.

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