
Laut einem neuen Zwischenbericht gelangten im Jahr 2022 weltweit 21 Mio Tonnen Kunststoffe in die Umwelt. Der Bericht der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) wurde Ende letzter Woche veröffentlicht. Heute startet in Kenia die dritte von fünf Sitzungen der UN-Konferenz gegen Plastikverschmutzung. Der Verhandlungsausschuss INC3 soll in Nairobi den Text für eine international verbindliche Vereinbarung gegen die Plastikverschmutzung aushandeln.
Der von der OECD veröffentlichte Zwischenbericht „Towards Eliminating Plastic Pollution by 2040: A Policy Scenario Analysis“ enthält vorläufige Erkenntnisse zum Nutzen gründlicher Maßnahmen sowie zu den Kosten verzögerter oder begrenzter Maßnahmen. Der vollständige Bericht, der eine eingehendere Analyse und detailliertere politische Leitlinien enthält, wird in der ersten Hälfte des Jahres 2024 veröffentlicht.
Der Bericht soll einen klaren Fahrplan für Regierungen und politische Entscheidungsträger liefern mit Blick auf den gesamten Lebenszyklus, indem Produktion und Nachfrage gedrosselt, die Kreislaufwirtschaft gestärkt, Leckagepfade geschlossen und die Recyclingquoten erhöht werden.
Weitermachen wie bisher nicht nachhaltig
Ohne ehrgeizige, koordinierte und globale politische Maßnahmen würden die Nachfrage nach Kunststoffen, die Abfallerzeugung und eine schlechte Abfallentsorgung weiter zunehmen. Das bedeutet, dass etwa 30 Mio Tonnen Kunststoff in die Umwelt gelangen würden. Die Freisetzung von Kunststoffen in Flüsse und Meere würde weiter zunehmen, von sechs Mio Tonnen im Jahr 2020 auf über neun Mio Tonnen im Jahr 2040. Ein Weitermachen wie bisher sei nicht nachhaltig, heißt es in dem Bericht. Erhebliche technische und wirtschaftliche Hindernisse müssen überwunden werden, um das Austreten von Kunststoffen bis 2040 zu verhindern, einschließlich Durchbrüchen beim Recycling und der Ausweitung gut funktionierender internationaler Märkte für Abfall und Sekundärkunststoffe.
Der Bericht stellt mehrere Szenarien vor, darunter ein Basisszenario, bei dem der Kunststoffverbrauch weiter zunehmen würde, was bis 2040 zu einem Anstieg der Kunststoffemissionen in die Umwelt um 50 Prozent führen würde.
Außerdem wird ein Szenario unkoordinierter politischer Maßnahmen der Länder skizziert. Bei begrenzter internationaler Koordinierung würde dieses Szenario nicht ausreichen, um der Plastikverschmutzung ein Ende zu setzen. Prognostiziert wird ein leichter Rückgang um sieben Prozent des Kunststoffabfallaufkommens auf 573 Mio Tonnen im Jahr 2040. Während erwartet wird, dass sich das Recycling entsprechend den ehrgeizigeren politischen Ambitionen verbessern wird, reiche dies wahrscheinlich nicht aus, um dem Wachstum der Primärkunststoffproduktion entgegenzuwirken und erhebliche Umweltvorteile zu erzielen.
Beim Szenario „moderate internationale Ausrichtung politischer Ansätze“ – mit Schwerpunkt auf nachgelagerten Interventionen in Nicht-OECD-Länder und ehrgeizigem Maßnahmen überall auf der Welt würden ein zunehmender Plastikverbrauch und steigende Abfallmengen die negativen Folgen für Umwelt, Klima und Gesundheit verstärken. Der Primärkunststoffverbrauch würde sich bis 2040 auf dem Niveau von 2020 stabilisieren. In diesem Szenario wäre die Kunststoffleckage jedoch mit zwölf Mio Tonnen im Jahr 2040 immer noch erheblich.
Das Szenario „Globale Ambitionen mit frühzeitigen, strikten und koordinierten politischen Maßnahmen“ würde die Erzeugung von Kunststoffabfällen im Jahr 2040 um ein Viertel unter den aktuellen Wert senken und schlecht entsorgten Abfall bis 2040 von 119 Mio Tonnen auf nur vier Mio Tonnen praktisch beseitigen. Dadurch würde auch die Verschmutzung der Umwelt durch Kunststoffe auf nur noch 1,2 Mio Tonnen im Jahr 2040 nahezu eliminiert. Allerdings würde das Aufkommen an Kunststoffen in Gewässern jedoch immer noch von 152 Mio Tonnen im Jahr 2020 auf 226 Mio Tonnen im Jahr 2040 ansteigen, was 74 Mio Tonnen weniger als im Basisszenario wären.
Solch ehrgeizige politische Maßnahmen würden im Jahr 2040 rund 0,5 Prozent des globalen Brutto-Inlandproduktes kosten, wobei die vermiedenen Umweltkosten durch die Maßnahmen nicht einberechnet sind. Experten gehen davon aus, dass schnell wachsende Länder mit weniger entwickelten Managementsystemen, insbesondere in Subsahara-Afrika, im Verhältnis zum BIP die höchsten Kosten globaler ehrgeiziger Maßnahmen tragen werden. Schätzungen gehen davon aus, dass die für die Sammlung, Sortierung und Behandlung von Abfällen erforderlichen Investitionen zwischen 2020 und 2040 für Nicht-OECD-Länder zusammengenommen mehr als eine Billion US-Dollar betragen werden. Die Begrenzung der Abfallerzeugung könne dazu beitragen, die Kosten für Sammlung, Sortierung und Behandlung unter Kontrolle zu halten. Der erhebliche Finanzbedarf und die ungleiche Kostenverteilung wiesen auf die Notwendigkeit einer internationalen Zusammenarbeit hin.