Müllstrudel beheimatet Ökosystem auf hoher See

Der Große Pazifische Müllstrudel beherbergt neben Zehntausenden Tonnen Kunststoff auch eine Fülle schwimmender Meeresorganismen direkt unter der Wasseroberfläche. Wie ein Forschungsteam im Fachblatt „PLOS Biology“ berichtet, ist deren Zahl in Gebieten mit besonders viel Plastikmüll auch besonders hoch. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler befürchten daher, dass ausgerechnet Versuche, den Müll aus den Ozeanen zu fischen, eine Gefahr für diese Ökosysteme darstellen könnten.

Da diese Organismen Strömungen nutzen, um sich im offenen Ozean fortzubewegen, vermutete ein Team um Biologin Rebecca Helm, dass sie auch massenhaft in den großen Müllstrudeln der Weltmeere zu finden sind. Der ausgedehnteste ist der Große Pazifische Müllstrudel zwischen Hawaii und Kalifornien. Hier sollen einer 2018 veröffentlichten Studie zufolge knapp 80.000 Tonnen Plastik treiben. Menschliche Aktivitäten könnten sich jedoch negativ auf diese Begegnungsstätten auf hoher See auswirken. Unter menschlichen Aktivitäten fallen für Rebecca Helm nicht zuletzt Projekte wie „The Ocean Cleanup“, bei dem mit riesigen Fangvorrichtungen Abfälle aus dem Meer geholt werden. In der Vergangenheit hatte Helm sich bereits mehrfach kritisch dazu geäußert: 2019 erklärte sie etwa bei einem Symposium der University of Liverpool zu dem Projekt, dieses könne eine Gefahr für diese Ökosysteme darstellen – eine Warnung, die „The Ocean Cleanup! zufolge auf falschen Annahmen beruhe.

Für Helm und ihr Team liefert ihre Studie hierzu nun neue Informationen. Zwar seien noch mehr und bessere Daten nötig, doch schon jetzt liege nahe, dass diese Strudel nicht nur Sammelbecken für Kunststoffabfälle seien: „Sie sind Ökosysteme, nicht wegen, sondern trotz des Plastiks.“ (dpa/eigener Bericht)

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