Energiekrise: Schweizer Shredderwerke fordern Anpassung der Kostenstruktur

Wie in Deutschland sieht sich die Recyclingwirtschaft auch in der Schweiz aufgrund der Energiekrise in großer Bedrängnis. Insbesondere die Shredderwerke seien vom Anstieg der Energiekosten besonders betroffen, heißt es in einer gemeinsamen Mitteilung des Recyclerverbands VSMR und des Schweizerischen Shredder-Verbands (SSV). Ohne entsprechende Anpassungen in der Kostenstruktur und beim Einkauf drohe ein wichtiger Teil der Schweizer Kreislaufwirtschaft wegzubrechen.

Stahl sei ein Musterbeispiel für einen funktionierenden geschlossenen Kreislauf in der Schweiz. Im Vergleich zur Primärproduktion aus Eisenerz benötige der durch einen Recyclingprozess gewonnene Stahl rund 70 Prozent weniger Energie und emittiere 85 Prozent weniger CO2, heben die Verbände in dem Schreiben die Vorteile der Kreislaufführung von Stahlschrott hervor.

Nichtsdestotrotz sei aber auch das Recycling ein sehr energieintensiver Prozess. Die aktuell hohen Energiepreise bedeuteten für die schweizerischen Shredder- und Scheren-Werke daher Mehrkosten von etwa 15 bis 25 Franken pro Tonne für Shreddervormaterial bzw. acht bis zwölf CHF/t für Scherenvormaterial. Bezogen auf die gesamte Schweizer Verarbeitungsmenge in Höhe von jährlich rund 1,5 Mio Tonnen Altmetallen und Schrotten ergibt sich nach Berechnung von VSMR und SSV damit ein Mehrbetrag in zweistelliger Millionenhöhe.

Anders als andere Industrien könnten die Schweizer Recycler und Shredderbetriebe ihre Anlagen jedoch nicht einfach abstellen. Denn der ständige Anfall der Abfallfraktion verlange ein fortlaufendes „Abarbeiten“. Die Versorgung ohne Entsorgung führe in kürzester Zeit zu riesigen Schrott- und Abfallbergen, was auch die Einstufung der Recycling- und Abfallwirtschaft als systemnotwendig während der Pandemie begründete.

Aufruf zur Solidarität und Pläne für Energiepreis-Index

Die Schweizer Recycler und Shredderwerke rufen deshalb die ganze Wertschöpfungskette zur Solidarität und Zusammenarbeit auf. Damit die Aufbereitung und Verwertung von Stahlschrott durch die Energiekrise nicht gefährdet werde, müsse der Preis für Schrotte mindestens um die durch die Energiepreise entstandenen Mehrkosten angepasst werden.

Wie VSMR und SSV weiter mitteilen, prüfen die beiden Verbände derzeit die Einrichtung eines Energiepreis-Index für Anlagenbetreiber. Vergleichbar dem Straßentransportindex für Dieselpreise könnten sich hieran künftig die nötigen Preiskorrekturen für Energiepreise orientieren

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