Chemisches Recycling: sinnvoll oder Mogelpackung?

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Wie sinnvoll sind die Verfahren des so genannten chemischen Recyclings? Während die Chemische Industrie die Klimaschutzpotenziale der Technologie hervorhebt, äußern Umweltverbände wie der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) und die Deutsche Umwelthilfe Kritik. Das britische Beratungsunternehmen Eunomia bemängelt die Intransparenz der chemischen Recyclingindustrie. Es fehlten Detailinformationen, so Eunomia.

Aus Sicht der Industrie könnte das chemische Recycling von Kunststoffabfällen die CO2-Emissionen deutlich senken. In der Studie „Chemical Recycling: Greenhouse gas emission reduction potential of an emerging waste management route” des Beratungsunternehmens Quantis im Auftrag des europäischen Dachverbandes der Chemischen Industrie Cefic könnten die Treibhausgasemissionen bei der Entsorgung von Kunststoffabfällen von 2,7 Tonnen CO2 pro Tonne Kunststoff durch das chemische Recycling auf bis zu 0,2 Tonnen CO2 pro Tonne Plastikabfall gesenkt werden.

Die Studie fasst die Ergebnisse von fünf aktuellen Untersuchungen zum chemischen Recycling zusammen: zwei Studien stammen von den Management-Beratern von Material Economics (ME), eine von Agora Energiewende und dem Wuppertal Institut, eine Beitrag stammt vom niederländischen Research- und Beratungsunternehmen CE Delft und eine Studie hat der Ludwigshafener Chemiekonzern BASF erstellt.

Vernichtende Kritik von Deutscher Umwelthilfe, Nabu und Co. am chemischen Recycling

Aus der Sicht einiger Umweltverbände hält die Technologie des chemischen Recyclings von Kunststoffabfällen allerdings nicht, was sie verspricht. Die Deutsche Umwelthilfe, der Naturschutzbund Deutschland sowie die europäischen Organisationen Zero Waste Europe, GAIA, ECOS, Rethink Plastic und das Europäischen Umweltbüro (EEB) haben die vier Ökobilanzen der Industrie zur Pyrolyse, Vergasung und Solvolyse analysiert, darunter auch jene Ökobilanzen des Chemiekonzerns BASF und CE Delft, auf die sich unter anderem die Chemische Industrie beruft.

Die Kritik der Umweltverbände fällt vernichtend aus: Die Ökobilanzen zeigten "erhebliche Mängel und Schwächen in Bezug auf wissenschaftliche Genauigkeit, Datenqualität, Berechnungsmethoden und Interpretation der Ergebnisse auf".

Eunomia kritisiert Intransparenz beim chemischen Recycling

Auch das britische Beratungsunternehmen Eunomia hat im Auftrag der Umweltschutzorganisation CHEM Trust eine Bestandsaufnahme chemischer Recyclingverfahren für Kunststoff durchgeführt. Eunomia kommt darin zu dem Schluss, dass für eine Nutzung dieser Verfahren in größerem Umfang die Evidenzbasis begrenzt sei und es an Detailinformationen fehle. Mehr Transparenz in der chemischen Recyclingindustrie sei dringend erforderlich.

"Es gibt Hinweise, dass zumindest einige Verfahren Potenzial bieten, aber wichtige Details rund um Stoffströme, Chemikalieneinsatz und die Anwendbarkeit der Verfahren in der realen abfallwirtschaftlichen Praxis sind zum großen Teil unvollständig." Investitionen sollten denjenigen Organisationen vorbehalten bleiben, die sich freiwillig engagierten, um das Verständnis rund um diese fehlenden Elemente zu verbessern, so der Bericht.

Eine ausführliche Berichterstattung über die Diskussion zum chemischen Recycling lesen Sie in Ausgabe 52/2020 von EUWID Recycling und Entsorgung.Für Kunden unserer Premium-Angebote steht die Ausgabe bereits als E-Paper zur Verfügung:

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