IG Metall und Streikende bei SRW stellen Arbeitgeber Tarifvertrag zu

Am Samstag haben 100 streikende Mitarbeitende der SRW Metalfloat gemeinsam mit der IG Metall Leipzig einen Tarifvertrag an den Arbeitgeber zugestellt. Die IG Metall berichtet, dass SRW und der Mutterkonzern Scholz Recycling gegenüber Medien mehrmals behauptet hätten, der Tarifkommission sei ein Angebot übermittelt worden, das der Forderung der Gewerkschaft entspräche. Daher habe die IG Metall nun einen Haustarifvertrag auf Basis der veröffentlichten Werte entwickelt.

„Wir laden den Arbeitgeber ein, den zugestellten Tarifvertrag zu unterschreiben, den Arbeitskampf damit zu beenden und einen Neustart unserer gemeinsamen Arbeitsbeziehung einzuleiten“, sagte Michael Hecker, Verhandlungsführer und Zweiter Bevollmächtigter der IG Metall Leipzig. Im Anschreiben erinnere die IG Metall den Arbeitgeber auch an den „Code of Conduct für die Scholz Recycling GmbH“. Darin bekenne sich das Unternehmen dazu, das Recht auf Tarifverhandlungen zu respektieren, die Bildung von Gewerkschaften anzuerkennen und einen offenen, lösungsorientierten Umgang mit der Arbeitnehmervertretung zu verfolgen.

Der Streik dauert bereits seit dem 8. November vergangenen Jahres an und ist damit der längste Arbeitskampf, den die IG Metall bisher geführt hat. Die Gewerkschaft fordert für die rund 180 Beschäftigten acht Prozent mehr Entgelt, eine Erhöhung des Urlaubs- und Weihnachtsgeldes auf je 1.500 € und eine Reduzierung der Wochenarbeitszeit auf 38 Stunden. Angeboten habe das Unternehmen 200 € mehr sowie Urlaubs- und Weihnachtsgeld, jedoch keinen Tarifvertrag. Aktuell liegt der Verdienst laut Gewerkschaft knapp über Mindestlohn und im Schnitt rund 600 € niedriger als bei Beschäftigten in vergleichbaren Betrieben.

Laut Darstellung von IG Metall wurde dem örtlichen Geschäftsführer der SRW durch die Muttergesellschaft Scholz Recycling GmbH im August 2023 die Befugnis entzogen, Tarifverhandlungen zu führen. Seitdem würden Gesprächsangebote der Gewerkschaft ignoriert. Das Unternehmen gab dagegen an, dass dem Geschäftsführer der SRW nicht die Befugnis entzogen worden sei, Tarifverhandlungen zu führen. Ein solcher Tarifvertrag würde „ohnehin nicht in seine Befugnis fallen“.

SRW widerspricht den Darstellungen der Gewerkschaft

„Bei der Frage des Tarifvertrages sind SRW Metalfloat und IG Metall weiterhin unterschiedlicher Meinung“, teilte ein Firmensprecher am Samstag mit. Er warf der IG Metall eine „offenkundige und völlig unnötige Spaltung“ der Belegschaft vor. Eine Mehrheit der Beschäftigten lehne den Streik ab. Das Unternehmen habe sich Gesprächen nie verweigert, vielmehr hätten Gewerkschaft und Betriebsrat nach monatelangen Verhandlungen ein Angebot abgelehnt, das den Forderungen, abgesehen vom Tarifvertrag, weitgehend entsprochen habe.

Laut Mitteilung sieht das Unternehmen „keine Grundlage für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der IG Metall“. Die Geschäftsführung stehe für Verhandlungen mit den Betriebsräten ohne die Gewerkschaft jederzeit zur Verfügung.

Die SRW Metalfloat betreibt am Standort Espenhain bei Leipzig mehrere Aufbereitungsanlagen zur Rückgewinnung von Metallen. Diese werden dann in Hütten und Gießereien veredelt und vor allem an Großkonzerne der Automobilbranche geliefert. Die Muttergesellschaft Scholz Recycling gehört zur Chiho Environmental Group mit Hauptsitz in Hongkong, die kürzliche eine Gewinnwarnung veröffentlicht hat (EUWID 13/2024). (eigener Bericht/dpa)

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