DGAW wirft BDSV-Präsidenten „Unkenntnis des Marktes“ vor *Update*

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Die Deutschen Gesellschaft für Abfallwirtschaft (DGAW) hat scharf auf die Äußerungen der Bundesvereinigung Deutscher Stahlrecycling- und Entsorgungsunternehmen (BDSV) zu den knappen Kapazitäten und den gestiegenen Preisen bei Müllverbrennungsanlagen reagiert. Für die hohe Auslastung der Anlagen die Importe verantwortlich zu machen, wie es BDSV-Präsident Heiner Gröger jüngst kund getan hat, zeuge von „Unkenntnis des Marktes“, heißt es in der Mitteilung der DGAW.

Ohne die Mitverbrennung in Kraft- und Zementwerken könne man von einer Verbrennungskapazität von rund 25 Mio Tonnen im Jahr ausgehen. Ein Großteil der Importe komme aus Großbritannien. 2014 waren es rund 500.000 Tonnen gewesen, in diesem Jahr könnten es nach Hochrechnungen etwa 650.000 Tonnen werden, so die DGAW. Hinzu kämen geringere Mengen aus Irland und Polen. 2015 werden wohl nicht mehr als 750.000 Tonnen aus dem Ausland in Deutschland thermisch verwertet werden, schätzt die DGAW. Dies seien 3 Prozent der vorhandenen Verbrennungskapazität.

„Dieselben Verbandsvertreter jammerten seit Jahren, dass unausgelastete Verbrennungskapazitäten und niedrige Preise bei MVA‘s und EBS-Kraftwerken das Recycling in Deutschland behindere und Sortieranlagen vor der Schließung stünden“, heißt es in der Mitteilung der DGAW weiter. Auf gut besuchten Veranstaltungen sei mit Hilfe von Experten ein Rückbau von Verbrennungskapazitäten gefordert worden. „Heute haben wir tatsächlich die Situation, dass die Verbrennungsanlagen nicht mehr auf niedrige Annahmepreise angewiesen sind, die die Vollkosten nicht gedeckt haben.“ DGAW-Präsident Thomas Obermeier unterstützt daher nach Angaben des Verbandes ausdrücklich die aktuelle Preisentwicklung auf Erlöse für die Verbrenner knapp unter 100 € pro Tonne.

Eine Spitze in die Richtung nicht näher genannter Verbände hat sich die DGAW für den Schluss ihrer Mitteilung aufbewahrt: Dass Verbände, deren Mitglieder einen Großteil ihrer Sekundärrohstoffe wie Altmetalle, Altkunststoffe oder Altpapier exportieren, sich nun über Importe von Ersatzbrennstoff mokieren, wundere Obermeier sehr, heißt es dort.

EUWID hatte berichtet, dass die Preise für die Verbrennung von Abfällen zur Verwertung gewerblicher Herkunft in den vergangenen Monaten erheblich gestiegen sind, weil die Verbrennungskapazitäten knapp geworden sind.

Update von 28.08.2015:

Die BDSV hat auf die Kritik der DGAW unmittelbar reagiert. In einer Stellungnahme gegenüber EUWID heißt es: "Wenn sich DGAW-Präsident Thomas Obermeier jetzt als Fürsprecher der Interessen der Abfallverbrenner betätigt, können wir das nur mit Bedauern zur Kenntnis nehmen." Der BDSV gehe es darum, dass das Recycling von Stahl- und Metallschrott ordnungsgemäß und schadlos vonstatten gehe. Dazu bedürfe es der sicheren und umweltgerechten Entsorgung von Sortier- und Schredderrückständen. Hier sei es jedoch zu Problemen gekommen. 

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